Erdbeben in der Türkei: Ermittler nehmen weitere Verdächtige wegen mutmaßlicher Baumängel fest

Nach der Erdbebenkatastrophe in der Türkei ermittelt die Polizei gegen nun 768 Verdächtige. 237 Menschen seien bisher verhaftet worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Unter den Verdächtigen sind vor allem Bauunternehmer und nach bisherigem Kenntnisstand auch der Bürgermeister der stark zerstörten Gemeinde Nurdağı. Vielen im Land geht das jedoch nicht weit genug.

Mehr als 200.000 Gebäude wurden nach Regierungsangaben durch die Beben zerstört. In der Türkei gelten zwar seit mehr als 20 Jahren scharfe Bauvorschriften mit Blick auf die Erdbebensicherheit. Als ein Grund für die große Zerstörung gilt aber, dass diese nicht eingehalten und durch Pfusch am Bau und Korruption umgangen wurden. Der türkischen Architektenkammer zufolge waren etwa 50 Prozent der eingestürzten Gebäude nach 2001 erbaut worden.

Kritiker im Land monieren zudem, dass die Ermittlungen auf politischer Ebene bisher kaum Kreise gezogen und niemanden das Amt gekostet haben.

Nach Schätzungen der Weltbank haben die Beben direkte Sachschäden in Höhe von mehr als 34 Milliarden Dollar (rund 32,5 Milliarden Euro) verursacht. Die Gesamtkosten für den Wiederaufbau und die wirtschaftliche Erholung könnten sogar doppelt so hoch liegen, sagte die Weltbank voraus. Das hänge auch davon ab, inwieweit neue Bauvorschriften angewendet würden.

Die Türkei wird nach der schweren Naturkatastrophe Anfang Februar immer wieder von Nachbeben erschüttert. Das jüngste Beben mit einer Stärke von 5,6 ereignete sich drei Wochen nach einem schweren Beben der Stärke 7,8 Anfang Februar, bei dem mehr als 50.000 Menschen in der Türkei und in Syrien ums Leben gekommen waren.