Energiekrise: „Wer zum Waschlappen greift, wird selbst einer“

Wut auf „die da oben“? Demonstration Anfang September in Leipzig

Unruhen, Krawalle, brennende Barrikaden? Politiker und Medien warnen vor einem „heißen Herbst“, davor, dass sich der Unmut über steigende Preise, unbezahlbare Gasrechnungen, kalte Wohnzimmer und herablassende Einspartipps (Waschlappen statt Dusche) in die Wut auf „die da oben“ verwandelt – mit unguten Folgen. Innenministerin Nancy Faeser (SPD) befürchtet eine „wachsende Verachtung der Demokratie“, Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) spricht sogar bereits von „Volksaufständen“. Ist das Panikmache oder berechtigte Sorge? Wird die Republik bald schon von einer Protestwelle erfasst, wie sie Frankreich vor wenigen Jahren mit den Gelbwesten-Krawallen erlebt hat?

In der neuen Folge von Das Politikteil sprechen wir mit dem Psychologen und Marktforscher Stephan Grünewald über den mentalen Zustand der Deutschen. Der Mitgründer des Marktforschungsinstituts Rheingold hat gerade eine aktuelle Studie darüber vorgelegt, wie sich die Ballung von Kriegs-, Corona-, Klima- und Energiekrise auf die kollektive Befindlichkeit der Deutschen auswirkt, was sie im Spätsommer 2022 fürchten, was sie sich wünschen und wie viel revolutionärer Geist in ihnen steckt. 

Stephan Grünewald, 61, absolvierte ein Psychologiestudium an der Universität Köln und gründete 1987 gemeinsam mit einem Partner das Institut für qualitative Markt- und Medienanalysen, 1997 das Rheingold Institut. Grünewald, der eine Zeit lang parallel als Psychotherapeut arbeitete, ist Autor mehrerer Sachbücher, die bekanntesten sind Deutschland auf der Couch (2006) und Die erschöpfte Gesellschaft (2013).

Im Podcast Das Politikteil sprechen wir jede Woche über das, was Politik beschäftigt, erklären die Hintergründe, diskutieren die Zusammenhänge. Immer freitags mit zwei Moderatoren, einem Gast – und einem Geräusch. Im Wechsel sind als Gastgeber Tina Hildebrandt und Heinrich Wefing oder Ileana Grabitz und Peter Dausend zu hören.