DWD-Bilanz: 2022 hat Rekorde bei Temperatur und Sonnenschein gebracht

Windräder hinter einem Sonnenblumenfeld mit Hitzeschäden in Brandenburg
Foto: Krisztian Bocsi / Bloomberg / Getty Images
Das vergangene Jahr war in Deutschland das zwölfte zu warme Jahr in Folge und hat sogar den Allzeitrekord von 2018 eingestellt. So steht es in einer Bilanz, die der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Dienstag in Berlin präsentiert hat. Das sogenannte Gebietsmittel der Temperatur lag in Deutschland mit 10,5 Grad Celsius demnach 2,3 Grad über dem vieljährigen Mittel der internationalen Referenzperiode von 1961 bis 1990.
Einen Rekord gab es auch bei der Sonnenscheindauer, die im Schnitt bei 2024 Stunden lag, dem höchsten Wert seit 1951. Aus Sicht des DWD bestätigen die Daten den Trend der globalen Erwärmung mit absehbaren Folgen für Mensch und Natur. »Mehr und intensivere Wetterextreme und sich verschärfende Naturgefahren werden zunehmend ein Thema für die Versorgungssicherheit und die innere Sicherheit«, sagt Andreas Becker, Chef der Abteilung Klimaüberwachung des DWD.
Im Jahresverlauf fielen im Deutschlandmittel rund 670 Liter Regen pro Quadratmeter, das war ein Minus von etwa 15 Prozent verglichen mit der Referenzperiode. Allerdings waren die Regenfälle extrem ungleich verteilt: Trockenster Ort war Quedlinburg in Sachsen-Anhalt mit 321,6 Litern pro Quadratmeter, am meisten Niederschlag fiel in Balderschwang im Oberallgäu, wo immerhin 2135,7 Liter pro Quadratmeter zusammenkamen.
Erwärmung stärker als im globalen Mittel
Der DWD hatte bereits zuvor mitgeteilt, dass seit den Sechzigern jede Dekade in Deutschland wärmer war als die vorherige. Zuletzt habe sich der Erwärmungstrend deutlich beschleunigt und es gebe keinen Grund anzunehmen, dass er sich in den nächsten Jahren verlangsamen werde. Seit dem Jahr 1881 sei die Jahresmitteltemperatur in Deutschland insgesamt um 1,7 Grad angestiegen, teilte der DWD mit. Das lasse sich nur durch den menschengemachten Klimawandel erklären. Ohne Klimaschutz drohe ein deutlicher Anstieg der Lufttemperatur in Deutschland um rund drei bis vier Grad bis zum Jahr 2100, heißt es weiter. Die Erwärmung verläuft hierzulande übrigens bisher stärker als im globalen Mittel.
Zumindest für die Photovoltaik war 2022 immerhin ein Traumjahr. Die Menge der Sonnenstunden lag 31 Prozent über dem Mittelwert von 1544 Stunden. Seit Messbeginn 1951 hat die Sonnenscheindauer laut DWD im Mittel um gut zehn Prozent zugenommen. Auch die für die Energiegewinnung aus Solarzellen wichtige Globalstrahlung erreichte 2022 mit etwa 1230 Kilowattstunden pro Quadratmeter einen neuen Höchstwert. Seit Messbeginn 1983 zeigt der Trend laut den Meteorologen kontinuierlich nach oben – mit einer jährlichen Zunahme um 3,35 Kilowattstunden pro Quadratmeter.
Interessant: Vom Wind zu uns getragener Saharastaub führt in Deutschland etwa 30 bis 40 Mal im Jahr recht kurzfristig zu einer deutlich geringeren Stromerzeugung aus Photovoltaik, die dann durch teurere Erzeugungsarten ausgeglichen werden muss. Der Wetterdienst will daher seine Strahlungs- und Windvorhersage ausbauen, um Energieversorgern eine bessere Steuerung zu ermöglichen. Durch genauere Vorhersagen könnten jährlich Einsparungen in Millionenhöhe erreicht werden, so der DWD.
Bei der Windenergie war das Bild im vergangenen Jahr etwas weniger positiv als bei der Photovoltaik. Die gemittelte Windgeschwindigkeit in 100 m Höhe, also der Nabenhöhe vieler Windkraftanlagen, lag im vergangenen Jahr mit 5,6 Metern pro Sekunde nahe dem langjährigen Mittel. Immerhin bewahrheiteten sich frühere Befürchtungen nicht, dass nach dem windarmen Jahr 2021 mit abnehmenden Windgeschwindigkeiten zu rechnen sein könnte.