Dresscode Business: Ohne seidenen Faden

In der Reihe „Die Pflichtverteidigung“ ergreifen wir das Wort für Personen, Tiere, Dinge oder Gewohnheiten, die von vielen kritisiert und abgelehnt werden. Dieser Artikel ist Teil von ZEIT am Wochenende, Ausgabe 38/2023.

Wenn sie im ehrwürdigen Plenarsaal des US-Kapitols über eine Gesetzesvorlage abstimmen, dürfen Abgeordnete neuerdings tragen, was sie wollen. Diese Woche hob der demokratische Mehrheitsführer Chuck Schumer die bisher gültigen Bekleidungsregeln auf, und das ist eine ernste Sache. Der Dresscode wird nicht bloß von Business auf Business Casual gelockert, es ist ein Dammbruch: Anything goes. Der Senatoren neue Kleider könnten demnächst aus Cargoshorts und Kapuzenpulli bestehen. Man kann sich alles vorstellen: Oppositionsführer Mitch McConnell könnte in einem jener beige-braunen Schlafanzüge auftauchen, nach denen seine Reden immer klingen, sein texanischer Kollege Ted Cruz mit Grillschürze und Pistolenholster. Und Bernie Sanders einfach so, wie er schon bei Joe Bidens Amtseinführung herumgelungert hatte.