Dolchstoßprozess: Der Gerichtssaal wie politisches Schlachtfeld

„Ich mache ihnen den Schreiber, ich putze Korridore, ich mache Stalldienst, am liebsten ist es mir, sie schicken mich an die Front“, schrieb Paul Nikolaus Cossmann zu Beginn des Ersten Weltkriegs. Doch eingezogen wurde er nicht. Der 1869 geborene Münchner Publizist war ein strammer Nationalist und strenggläubiger Katholik, der wenige Jahre zuvor vom Judentum konvertiert war. Deutsche, die mit England und Frankreich in Verhandlungen treten wollten, hielt Cossmann noch kurz vor Kriegsende für Heuchler: „Sie behaupten, die Feinde (…) wollten gar nicht Deutschland zerstückeln und die deutschen Frauen und Mädchen durch Senegalneger schänden lassen“, empörte er sich im September 1918 in den von ihm herausgegebenen „Süddeutschen Monatsheften“: „Dass sie dies behaupten, ist – wie jede Unwahrheit – ein unchristlicher Zug an ihnen.“
Source: faz.net