Deutschland stoppt Evakuierungsflüge aus dem Sudan
Deutschland will keine weiteren Evakuierungsflüge für deutsche Staatsbürger im Sudan durchführen. Wie das Auswärtige Amt und das Bundesverteidigungsministerium mitteilten, solle am Dienstagabend ein sechster und letzter Flug durchgeführt werden, dann ist Schluss.

»Sofern andere Nationen den Betrieb des Flugverkehrs sicherstellen, sind keine weiteren deutschen Evakuierungsflüge aus dieser Region geplant«, teilten die Ministerien mit. Noch im Sudan verbliebene Deutsche, die bisher nicht zum Flughafen kommen konnten, würden auch in den nächsten Tagen von internationalen Partnern bei deren Evakuierungsflügen mitgenommen, hieß es.
Anteil deutscher Staatsbürger nahm ab
Hintergrund ist demnach, dass der Anteil deutscher Staatsbürger auf den letzten Flügen bereits deutlich zurückgegangen war. Bis Dienstagmittag flog die Bundeswehr den Ministerien zufolge 490 Menschen aus dem Land aus – rund 170 von ihnen waren deutsche Staatsbürger.
Insgesamt hätten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr Menschen aus rund 30 Nationen aus dem Sudan ausgeflogen – unter ihnen etwa 90 Kanadier, 40 Niederländer und 20 Jordanier. Alle Deutschen, die für eine Evakuierung erreichbar waren, seien auch erreicht worden, teilte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) mit.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Pistorius dankten allen zivilen und militärischen Kräften »für ihre großartige Leistung im Rahmen der Evakuierungsmission«. »Auch für diejenigen Deutschen, die immer noch in Sudan sind, arbeiten wir weiter an Wegen in die Sicherheit – sei es mit Flügen von Partnern, auf dem Land- oder dem Seeweg«, sagte Baerbock.
Pistorius lobt Truppe: »aus dem Stand funktioniert«
Insgesamt waren rund 1000 Soldatinnen und Soldaten den Angaben zufolge im Nahen Osten und Nordafrika für die Mission im Einsatz. Viele weitere seien auch in Deutschland in Bereitschaft gewesen. Sie hätten jederzeit in das Einsatzgebiet gebracht werden können. Verteidigungsminister Pistorius lobte die Truppe, diese habe »aus dem Stand funktioniert und alle Anforderungen erfüllt«.
Deutschland hatte den Ministerien zufolge am Montag die Führung der multinationalen Flugkoordinierung am Flughafen in der Nähe von Khartum übernommen. Generalinspekteur Carsten Breuer sei nun im Austausch mit Partnerländern, wer die Führung dieser Flugkoordinierung ab Mittwoch übernehmen werde, teilten die Ministerien mit.
Per Mandat des Bundestages soll die militärische Evakuierung aus dem Sudan aber noch bis Ende Mai fortgesetzt werden können – mit dem Einsatz von bis zu 1600 Soldaten. Eine Abstimmung im Parlament darüber soll noch in dieser Woche erfolgen.
Auch eine Rettung per Schiff steht offenbar weiter im Raum. Zuletzt hatte sich der Einsatztruppenversorger »Bonn« auf den Weg in Richtung Port Sudan am Roten Meer gemacht. In den letzten Tagen hatten sich Tausende westliche Ausländer von Khartum aus mit Konvois auf den Weg in die Hafenstadt gemacht, auch die Vereinten Nationen schickten viele ihrer Mitarbeiter durch die Wüste nach Port Sudan. Die »Bonn« könnte Hunderte Menschen aufnehmen und in Sicherheit bringen, hieß es in Bundeswehrkreisen. Das Schiff ist derzeit kurz vor dem Suez-Kanal und könnte Port Sudan in den nächsten Tagen erreichen.
Preise für Wasser im Sudan verdoppelt
Die Lage im Sudan verschärft sich nach Angaben der Vereinten Nationen indes weiter. »Nach zehn Tagen der Kämpfe, wird die Knappheit von Nahrung, Wasser, Medizin und Treibstoff extrem akut«, teilte das Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) mit. Die Preise für lebensnotwendige Güter seien extrem gestiegen, für in Flaschen abgefülltes Wasser habe er sich etwa verdoppelt.
In dem Land kämpfen seit zehn Tagen zwei rivalisierende Gruppen um die Vorherrschaft. De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, kämpft mit dem Militär gegen seinen Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo, den Anführer der mächtigen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF). Seit Ausbruch der Kämpfe wurden bereits Hunderte Menschen getötet und Tausende verletzt.