Deutschland-Monitor: 40 Prozent jener Deutschen unzufrieden mit Demokratie

Viele Menschen in Deutschland sind einer Studie zufolge unzufrieden mit dem
Funktionieren der Demokratie. Knapp 40 Prozent der Befragten
äußerten deutschlandweit eine Unzufriedenheit, wie aus dem sogenannten Deutschland-Monitor (PDF) hervorgeht. In Ostdeutschland waren es 53 Prozent, im Westen 36 Prozent. Zugleich befürworten
fast alle Befragten (98 Prozent) grundsätzlich die Idee der Demokratie. 

Weitgehend
einig ist sich die Bevölkerung Deutschlands bei zentralen demokratischen
Grundrechten. Die Gleichberechtigung von Männern und
Frauen befürworten 95 Prozent, Chancengleichheit für alle Menschen 92 Prozent. Dass alle Religionen friedlich nebeneinander
existieren können, wünschen sich 89 Prozent, ebenso wie ein soziales Miteinander.

Dagegen wollen nur 56 Prozent in
einer Gesellschaft leben, in der Zuwanderung als Chance begriffen wird. Und lediglich
57 Prozent sprechen sich für eine klimaneutrale Zukunft als Zielvorstellung
aus.

Große Unterschiede bei Klima und Zuwanderung

Die stärksten Unterschiede bei den gesellschaftlichen Vorstellungen zeigen sich der Studie zufolge bei der Parteiidentifikation. Insbesondere die Vorstellungen der AfD-Anhänger weichen bei Themen wie Klima und Zuwanderung vom Gesamtdurchschnitt der Bevölkerung ab: Sie sehen deutlich seltener ein klimaneutrales Leben (18 Prozent) und Zuwanderung (8 Prozent) als wünschenswert an. Ähnlich verhält es sich bei Anhängern des BSW.

Freiheitsrechte wie Glaubensfreiheit oder Demonstrationsrecht werden der Umfrage zufolge von einem Großteil der Bundesbürger als gut bewertet. Anders sieht es bei der Presse- und Meinungsfreiheit aus: Jeweils etwa 15 Prozent geben demnach an, dass diese Freiheiten in der Praxis in Deutschland „nicht“ bzw. „eher nicht“ erfüllt sind. Hierbei sind Menschen mittleren Alters skeptischer als ältere, und Menschen mit höherem Bildungsabschluss schätzen ihre Freiheiten höher ein als die mit mittlerem. Und auch hier zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen Ost und West: Im Osten werden die Freiheitsrechte weniger gut bewertet.

Ostbeauftragter fordert gutes Leben überall

In strukturschwachen Regionen Ostdeutschlands ist die
Unzufriedenheit mit der Demokratie am größten (56 Prozent). Der Zusammenhang zwischen fehlendem
Vertrauen in Demokratie und Staat sowie der
Strukturschwäche einer Region sei offensichtlich, sagte der
Ostbeauftragte Carsten Schneider. Die
Ergebnisse gingen auch auf Abwertungserfahrungen Ostdeutscher seit den
Neunzigerjahren und fehlende Repräsentation zurück. Man müsse überall
gut leben können, mahnte Schneider. Er forderte mehr Ostdeutsche in
Führungspositionen.

Der Deutschland-Monitor wird von Forschenden der Universitäten Jena und Halle-Wittenberg sowie des
Leibniz-Instituts für Sozialwissenschaften in Mannheim erstellt. Zwischen April und Mai 2024 wurden dazu rund 4.000 Menschen befragt. An einer
auf bestimmte Regionen spezialisierten Befragung nahmen ebenfalls knapp 4.000 Menschen teil.