Deutschland hat die meisten Asylbewerber in der EU
Seit Jahren sucht man in Brüssel nach Wegen, um die Migration nach Europa einzudämmen. Gelungen ist das bisher nicht. Die Zahl der in der EU gestellten Asylanträge ist im vergangenen Jahr um fast die Hälfte angestiegen. Insgesamt 923.991 Menschen beriefen sich in den 27 Mitgliedstaaten im vergangenen Jahr auf politischen Schutz – ein Plus von 46,5 Prozent gegenüber 2021.

Das geht nach Informationen von WELT aus dem vertraulichen „Situationsbericht zur Migration und Flüchtlingslage“ der EU-Kommission hervor. Beliebtestes Ziel ist demnach Deutschland. Laut EU-Kommission ist „die Zahl der Anträge um ein Drittel gegenüber 2021 auf den höchsten Wert seit 2016 gestiegen“. Insgesamt wurden im Jahr 2022 in Deutschland 226.467 Anträge gestellt.
Es folgen Frankreich (154.597), Spanien (116.952) und Österreich (108.490). Schlusslichter sind die Slowakei (544) und Lettland (622). Ungarn, das eine restriktive Asylpolitik betreibt, meldete nur 46 Anträge. In dem Bericht heißt es weiter: „Der größte absolute Anstieg wurde in Österreich (108.490) verzeichnet, wo die Zahl der Anträge sich gegenüber 2021 fast verdreifachte“.
Jeder dritte Antragsteller in Deutschland kam aus Syrien, gefolgt von Afghanistan (17 Prozent), der Türkei (10,0 Prozent) und dem Irak (6,7 Prozent). Mit Blick auf die gesamte EU kamen die meisten Anträge von Menschen aus Syrien, es folgen Afghanistan, die Türkei, Venezolaner und Kolumbianer. Anträge von türkischen Staatsbürgern verdoppelten sich, Anträge von Personen aus Venezuela und Kolumbien stiegen um das Dreifache.
Aus der Ukraine wurden „nahezu fünf Millionen“ Personen für vorübergehenden Schutz in der EU registriert. Menschen, die vor Putins Krieg geflohen sind, müssen laut speziellem EU-Gesetz keinen Asylantrag stellen und dürfen in der Regel sofort arbeiten. Der Andrang von Ukrainern und Menschen aus anderen Staaten dürfte insbesondere in Deutschland bald zu einer Überlastung der Aufnahmezentren führen.
Laut EU gerät auch Libyen als Transit- und Herkunftsland von Migranten stärker in den Blick. Mit 77.000 „Abfahrten“ von Migranten verzeichnete das Land den höchsten Stand seit 2017. Das Geschäft von Schleusern habe dort stark zugenommen.