Deutsche Wirtschaft schrumpft: Weckruf Rezession

Es hatte sich angebahnt, jetzt ist es amtlich: Deutschland ist nach der Corona-Krise im Jahr 2020 das zweite Mal innerhalb kurzer Zeit in die Rezession gestürzt. Die Wirtschaft schrumpft seit einem halben Jahr; Inflation, Energiekrise und Zinssteigerungen fordern Tribut.

Anfang des Jahres hatte es noch so ausgesehen, als würde die deutsche Volkswirtschaft dem Abschwung entrinnen. Dass es anders gekommen ist, schmerzt wirtschaftlich. In anderer Hinsicht ist es aber hilfreich.

Nach der Veröffentlichung der Statistiker kann niemand mehr an der ungeschminkten Wahrheit vorbeisehen: Deutschland hat wirtschaftlich ein echtes Problem, durch das man sich nicht durchwursteln kann. Es wird auch im Sommer und Herbst keinen kräftigen Aufschwung geben. „Düster“ und „keine Besserung in Sicht“ kommentieren die Konjunkturforscher.

Die Deutschen halten ihr Geld zusammen

Deutschlands Rezession hat zwei Dimensionen – eine akute und eine strukturelle. Akut belastet der Cocktail aus hoher Inflation und steigenden Zinsen die Konjunktur. Weil belegte Brötchen inzwischen mehr als 3 Euro kosten und auch sonst die Preise durch die Decke schießen, halten die Deutschen ihr Geld zusammen. Der zurückgehende Konsum bremst die Wirtschaft aus. Zugleich fressen die steigenden Zinsen die Wachstumshoffnungen auf. Am sichtbarsten wird das in der Bauindustrie, der nach goldenen Jahren die Aufträge ausgehen.

Die strukturellen Probleme betreffen die Industrie. Sie hat das Ausbleiben russischer Gaslieferungen zwar besser verkraftet als von manchen befürchtet. Sie hat nun aber mit einem Bündel an Problemen zu tun: Energie bleibt dauerhaft teuer, die Weltwirtschaft ist schwach, Investitionen sind anderswo rentabler, die grüne Transformation erzeugt nur in den Träumen des Bundeskanzlers ein Wirtschaftswunder und der Fachkräftemangel ist omnipräsent.

Diese Themen gehören politisch ganz oben auf die Tagesordnung. Heizungsgesetze sind schön und gut. Aber ohne eine funktionierende Volkswirtschaft ist der Kampf gegen den Klimawandel nicht zu gewinnen. Also: Mehr Wirtschaftspolitik wagen!