Deutsche Unesco-Kommission: Heidelberger Hip-Hop und Steigerlied sind immaterielles Kulturerbe

Der Heidelberger Hip-Hop und seine Vernetzung, der Zirkus als eigenständige Form der darstellenden Kunst und die klassische Reitlehre gehören in Deutschland ab sofort zum immateriellen Kulturerbe. Insgesamt seien 13 neue Kulturformen in das Verzeichnis aufgenommen worden, teilte die Deutsche Unesco-Kommission mit. Die Kultusministerkonferenz (KMK) und Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) bestätigten demnach die Auswahlempfehlungen des Fachkomitees Immaterielles Kulturerbe der Deutschen Unesco-Kommission. Das bundesweite Verzeichnis umfasse damit nun 144 „Formen gelebter Kultur in Deutschland“.

Aufgenommen wurden auch das Brunnenfest in Bad Dürrenberg (Sachsen-Anhalt), das Englmarisuchen (ein Schauspiel im niederbayerischen in Sankt Englmar), die Gestaltung und traditionelle handwerkliche Fertigung der Vorpommerschen Fischerteppiche sowie die Handweberei. Außerdem schafften es die Kindergartenidee nach Friedrich Fröbel als kulturelle Form frühkindlicher Erziehung und Bildung und die Pflege der Knicks – menschengemachter, mit Hölzern bewachsener Erdwälle zur Grenzmarkierung – in Schleswig-Holstein auf die Liste. Auch der Bau und die Nutzung des Spreewaldkahns schafften es auf die Liste.

Darüber hinaus wurden zwei Modellprogramme aufgenommen, die beispielhaft zeigen, wie das immaterielle Kulturerbe bewahrt werden kann: das Netzwerk Kachelofenbau – traditioneller, handwerklicher Bau von Kachelöfen – sowie Sail Training auf Traditionssegelschiffen.

„Auszeichnung für all diejenigen, die ihr Wissen und Können weitergeben“

„Kultur zu leben bedeutet, Gemeinschaft zu stiften“, sagte Christoph Wulf, Vizepräsident der Deutschen Unesco-Kommission. „Das ist eine Auszeichnung für all diejenigen, die ihr Wissen und Können weitergeben und sich damit Tag für Tag für den gesellschaftlichen Zusammenhalt starkmachen.“ 

Die Neuaufnahme von 13 Kulturformen zeige die kulturelle Vielfalt Deutschlands, sagte der Vorsitzende der KMK, Niedersachsens Minister für Wissenschaft und Kultur, Falko Mohrs (SPD). „Sie gibt den Menschen die Möglichkeit, ihre Kultur und ihre Traditionen zu leben und weiterzuentwickeln. Solche Räume stiften Identität und Heimat und damit die Grundlage für ein gutes Zusammenleben in einer modernen offenen Gesellschaft.“

Die Unesco unterstützt nach eigenen Angaben seit 20 Jahren die Weitergabe, Dokumentation und den Erhalt lebendiger Traditionen in Tanz, Theater, Musik, Naturwissen, von Handwerkstechniken und mündlichen Überlieferungen. Das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes soll exemplarisch zeigen, „welche lebendigen kulturellen Traditionen und Ausdrucksformen in Deutschland praktiziert und weitergegeben werden“.