Deutsche Bahn will desolate Güterverkehr-Tochter mit Milliarden päppeln

DB Cargo-Vorständin Nikutta


Foto: Andreas Arnold / picture alliance / dpa

Die Deutsche Bahn will ihre seit Jahren angeschlagene Güter- und Logistiktochter DB Cargo offenbar mit einem Milliardenbetrag aufpäppeln. Nach SPIEGEL-Informationen sollen bis 2027 mehr als 4,2 Milliarden Euro in die hochgradig defizitäre Unternehmung fließen. Ein Großteil davon – rund 3,2 Milliarden – sind eigene Mittel des Staatskonzerns. Eine weitere Milliarde kommt aus Steuermitteln.

Abgeführt werden soll der Bahnanteil vorrangig aus rentablen Töchtern des Konzerns: Fernverkehr, Netz und Regio. Im Aufsichtsrat dürften die selbst für DB-Verhältnisse außergewöhnlich hohen Investitionskosten für Streit sorgen, auch weil die Bahn viele Details schuldig bleibt.



Nichts gelernt

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So soll DB-Cargo-Vorständin Sigrid Nikutta für fast eine Dreiviertelmilliarde Euro neue Loks und Waggons beschaffen können, 500 Millionen Euro sollen unter anderem in die »Transformation« des defizitären Einzelwagenverkehrs fließen.

Danach wird es diffus: Unter dem Sammelbegriff »Projektkosten« sollen knapp 1,4 Milliarden in »sonstige Projekte« gesteckt werden. Hinzu kommen »übrige Projekte« für rund 430 Millionen Euro. Die Bahn wollte diese Zahlen nicht kommentieren.

Für IT und Digitalisierung ist mehr als eine halbe Milliarde Euro vorgesehen – obwohl der Konzern nach SPIEGEL-Informationen bereits in der Vergangenheit weitgehend erfolglos erhebliche Summen in seine IT gesteckt und im operativen Geschäft seit Jahren über 15 verschiedene Computer­systeme parallel in Betrieb hat.


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In Bahnkreisen spricht man von einer »Operation Abendsonne«, die der Güterverkehrssparte kurz vor den großen Restrukturierungen des Konzerns eine Geldspritze verpassen soll. Wohlwollende Beobachter erkennen, nach Jahren der Un­tätigkeit, endlich einen Versuch der »grund­legenden Sanierung« der DB Cargo. Der Zeitpunkt sei günstig, da die Bundes­regierung dringend Erfolge beim Klimaschutz brauche und auch die EU auf eine Bahn­restrukturierung dringe.

Erst an diesem Mittwoch hatte der Bundesrechnungshof in einem Sonderbericht Konzern und Bund aufs Schärfste kritisiert und tiefgreifende Reformen gefordert. Wenn die »zwei Einbeinigen« von Bund und Bahn einen 100-Meter-Lauf bestreiten wollten, »kann das nur schiefgehen«, so Präsident Kay Scheller.


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