Der Spiegel: Dirk Kurbjuweit löst Steffen Klusmann als „Spiegel“-Chefredakteur ab
Der Spiegel-Autor und Leiter des Spiegel-Hauptstadtbüros, Dirk Kurbjuweit, ist neuer Chefredakteur des Nachrichtenmagazins. Der 60-Jährige folge mit sofortiger Wirkung auf den bisherigen Chefredakteur Steffen Klusmann, teilte die Spiegel-Gruppe mit. Klusmann verlasse die Chefredaktion „nach der Umsetzung weitreichender Reformen in den vergangenen Jahren im gegenseitigen Einvernehmen“.
„Wir sind Steffen Klusmann zu großem Dank verpflichtet für seine wegweisende Arbeit in den vergangenen fast fünf Jahren, allem voran für die Zusammenführung der Print- und Online-Redaktion und die Erfolge in unserer digitalen Abo-Strategie“, sagte Geschäftsführer Thomas Hass. „Wir hätten uns in den vergangenen Jahren keinen Besseren vorstellen können und bedauern sehr, dass es am Ende nicht gelungen ist, unsere immer sehr gute Zusammenarbeit für die Zukunft fortzusetzen“, fügte er hinzu.
Über Nachfolger Kurbjuweit sagte Hass, dieser bringe „als herausragender Publizist alles mit“. Man habe ihn „viele Jahre als streitbaren, durchsetzungsstarken Kollegen erlebt“, er werde „die richtigen Impulse für Spiegel-Journalismus im Netz wie im Magazin setzen“. „Auf eine weitere Markenprofilierung kommt es gerade in unserer Pay-Strategie an, und deren Erfolg ist für unsere journalistische wie wirtschaftliche Unabhängigkeit essenziell“, sagte Hass.
„In entscheidenden strategischen Fragen allzu oft keine Einigkeit“
Klusmann sagte, die fast fünf Jahre an der Redaktionsspitze seien ihm eine große Ehre gewesen. Es sei „eine ganze Menge“ gemeinsam erreicht worden. „Zuletzt haben Geschäftsführung und ich in entscheidenden strategischen Fragen allerdings allzu oft keine Einigkeit erzielt – was nun mein Ausscheiden zur Folge hat“, sagte der 57-Jährige. Der Redaktion wünsche er für die kommenden Jahre „viel Mut und Geschick“.
Der neue Chefredakteur sagte: „Das Vertrauen in meine Arbeit und meine Person freut und ehrt mich.“ In den vergangenen Jahren sei eine großartige Grundlage geschaffen worden, um dem Spiegel eine dauerhafte digitale Zukunft zu sichern und das Magazin noch besser zu machen. „Ich werde die laufenden Erneuerungsprozesse der Chefredaktion aufnehmen und im intensiven Gespräch mit den Kolleginnen und Kollegen weiterentwickeln“, sagte Kurbjuweit.
Kurbjuweit schreibt seit 1999 für den Spiegel, davor arbeitete er für DIE ZEIT. Er war bereits von 2015 bis 2018 stellvertretender Chefredakteur des Magazins gewesen. Neben seiner journalistischen Laufbahn veröffentlichte der 60-Jährige mehrere Sachbücher und Romane. Zur Spiegel-Chefredaktion gehören als Mitglieder außerdem Thorsten Dörting (48), der die digitalen Entwicklungen verantwortet, Politikchefin Melanie Amann (45) und Clemens Höges (62) als Blattmacher.
Seit Stefan Aust viele Wechsel
Klusmann hatte die Leitung der Spiegel-Chefredaktion 2019 übernommen und damit Klaus Brinkbäumer abgelöst, der inzwischen beim MDR arbeitet. Zuvor war Klusmann bereits Chefredakteur beim ebenfalls zur Spiegel-Gruppe gehörenden Manager Magazin und zuvor bei der früheren Gruner + Jahr-Tageszeitung Financial Times Deutschland gewesen.
Seit Stefan Aust, der von 1994 bis 2008 Chefredakteur des Nachrichtenmagazins war und inzwischen Herausgeber der Welt ist, hielt sich auf dem Posten niemand wesentlich länger als Klusmann jetzt: Die Doppelspitze aus Georg Mascolo und Mathias Müller von Blumencron, die Aust 2008 ablöste, musste 2013 ihren Posten räumen. Ihr Nachfolger, der jetzige Vize-Regierungssprecher Wolfgang Büchner, blieb sogar nur von September 2013 bis Dezember 2014 Chef der renommierten Redaktion. Klusmanns Vorgänger Brinkbäumer war immerhin gut dreieinhalb Jahre Chefredakteur, bevor ihn Klusmann 2018 ablöste.