„Depots der Ukraine sind leer“ – Jetzt will Rheinmetall vor Ort produzieren

Der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine sorgt beim deutschen Rüstungskonzern Rheinmetall für den größten Aufschwung und Rekordzahlen in der Unternehmensgeschichte. Konzernchef Armin Papperger sprach bei der Bilanzvorlage von einem „Gamechanger“, also einem Wendepunkt. Er geht davon aus, dass die Spannungen zwischen der Ukraine und Russland noch viele Jahre dauern werden, selbst wenn es einen Frieden geben sollte. Kiew werde künftig auf westliche Rüstungstechnik setzen. Dafür stehe Rheinmetall bereit.

Papperger rechnet im aktuellen Krieg nicht mit dem Einsatz von Atomwaffen, aber einem gewaltigen Bedarf an Munition der Ukraine und bei den westlichen Nato-Lieferanten. Rheinmetall sei das größte Munitionshaus der Welt und stehe jetzt vor der Aufgabe, die international auf ein Rekordtief gesunkenen Munitionsbestände wieder aufzufüllen.

Papperger wörtlich: „Die Aussage der Ukraine, wir brauchen eine Million Schuss Artillerie, ist richtig und das wird über viele Jahre so sein, denn die Depots der Ukraine sind leer.“ Rheinmetall sei in der Lage, 50 Prozent des Ukraine-Bedarfs zu liefern.

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Der Rheinmetall-Chef geht davon aus, dass der Bestand an Kampfpanzern und Haubitzen, die in die Ukraine geliefert wurden, nachbestellt werden. So sei mit dem Neubau von Leopard-Panzern zu rechnen. „Wir haben eine Rückkehr zur konventionellen Kriegsführung“, sagte Papperger.

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Der Konzern steht vor dem Hintergrund des 100-Milliarden-Sonderbudgets für die Bundeswehr jetzt vor einem beispiellosen Auftragsschub. Der Auftragsbestand, der im abgelaufenen Jahr auf 26,6 Milliarden Euro kletterte, dürfte in diesem Jahr auf über 30 Milliarden Euro steigen.

Papperger geht davon aus, dass ein Großteil der Aufträge aus dem 100-Milliarden-Sonderbudget der Bundeswehr in diesem Jahr zumindest planerisch vergeben wird. Mit dem neuen Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) gebe es jetzt neuen Schwung. Mit Pistorius sei „ein Minister mit Handschlagqualität“ im Amt.

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Die Begriffe Rekord und Kapazitätsausbau zogen sich wie ein roter Faden durch die Bilanzpressekonferenz. Allein an 16 Stellen spricht Rheinmetall im Geschäftsbericht von „Rekord“. Ab Montag steigt der Konzern zudem in die oberste Börsenliga DAX40 auf. Die Aktionäre sollen neben dem Kursanstieg der Aktie durch eine von 3,30 auf 4,30 Euro erhöhte Dividende profitieren. In den Prognosen zum angelaufenen Jahr werden bei den großen Sparten jeweils 25 bis 30 Prozent mehr Umsatz erwartet.

Papperger hatte bereits verkündet, dass sich der Konzernumsatz in zwei Jahren unter Einrechnung des neu gekauften spanischen Munitionsherstellers Expal auf etwa zwölf Milliarden Euro praktisch verdoppeln wird. Für dieses Jahr wird noch ohne den Zukaufeffekt Expal mit einem Anstieg auf bis zu 7,6 Milliarden Euro Umsatz gerechnet. Allein im Munitionsbereich soll der Umsatz bis 2025 auf drei bis 3,5 Milliarden Euro Umsatz klettern.

Rheinmetall kann für das abgelaufene Jahr auch einen beispiellosen Ertragsanstieg vorweisen. Das operative Ergebnis verbesserte sich um 27 Prozent auf 754 Millionen Euro. Der Konzerngewinn lag mit 535 Millionen Euro sogar um 61 Prozent über dem Vorjahr.

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Im Gesamtkonzern stieg der operative Gewinn auf 754 Millionen Euro und die Marge auf 11,8 Prozent. Damit kommt Rheinmetall schon den Margen der großen US-Rüstungskonzerne sehr nahe. Vor allem die große Waffen- und Munitionssparte sorgte für den Gewinnsprung. Dort lag die operative Rendite bei fast 21 Prozent.

Zu den Plänen über den Neubau eines Panzerwerks in der Ukraine sowie der Produktion von Rumpfmittelteilen für den US-Kampfjet F-35 nannte Papperger noch ein paar Details. Das Panzerwerk in der Ukraine würde von Rheinmetall angemietet und könnte neben dem Kampfpanzer Panther auch den Schützenpanzer Lynx produzieren.

Rheinmetall auch im Wärmepumpengeschäft aktiv

Die endgültige Entscheidung sei von der Ukraine aber noch nicht getroffen. Vorstellbar sei auch eine Munitionsproduktion in der Ukraine. Darüber gebe es aber noch keine Diskussion. Aus dem Einstieg von Rheinmetall in den Kampfflugzeugbau erwartet Papperger einen Umsatz von rund einer Milliarde. Das Werk, für das derzeit noch ein Standort gesucht wird, könnte bis zu 500 Beschäftigte zählen.

Der Rheinmetall-Chef will den Konzern keineswegs nur als Rüstungslieferant verstehen. So gibt es auch ein ziviles Geschäft, etwa als Zulieferer für Autohersteller. Zudem produziert der Düsseldorfer Konzern Komponenten für Haus-Wärmepumpen. Auch ein Zukunftsmarkt, sagt Papperger.

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Source: welt.de