Das Weiße Haus wird sich hinaus den „bösen Sozialisten“ Mamdani einschießen

Die Republikaner haben an den Wahlurnen verloren, die Demokraten gewannen mit Kampagnen zu Alltagssorgen – sowohl der künftige Bürgermeister New Yorks als auch moderate Kandidatinnen bei den Gouverneurswahlen in Virginia und New Jersey


Zohran Mamdani wird neuer demokratischer Bürgermeister von New York

Foto: Michael M. Santiago/Getty Images


Die US-Demokraten mussten einfach gewinnen. Bei der „kleinen Zwischenwahl“ am 4. November wollten sie den Mythos vom übermächtigen Donald Trump in Frage stellen. Gewählt wurden Gouverneurinnen in Virginia und New Jersey, zwei Staaten, in denen Kamala Harris vor einem Jahr bei der Präsidentenwahl gewonnen hatte, und der Bürgermeister in Donald Trumps Heimatstadt New York City. Die riesigen Anti-Trump-Kundgebungen im Oktober waren beeindruckend und Balsam für die Seele. Das Wahlergebnis sollte nun zeigen, ob die Opposition den Protest in Wählerstimmen ummünzen kann.

Der Sieg von Zohran Mamdani ist historisch

Die Antwort auf diese Frage ist ein ganz vorsichtiges Ja, erstmals seit langem eine gute Nachricht für die Demokraten. Zohran Mamdanis Sieg mit knapp über 50 Prozent der Stimmen war nicht ganz so überwältigend wie von manchen seiner Fans in der 8,5-Millionen-Metropole New York City erhofft. Doch das Adjektiv „historisch“ passt wohl trotzdem.

Ein junger demokratischer Sozialist – in Uganda als Sohn indischer Einwanderer geboren, Muslim, mit einer sonnigen Ausstrahlungskraft und einem Wahlkampf nahe bei den Leuten – hat sich durchgesetzt. Ältere Amerikaner erinnert er an Robert Kennedy, den Präsidentschaftsanwärter von 1968, der umjubelt wurde wie ein Rockstar und dann in Los Angeles einem Attentat zum Opfer fiel.

Mamdani hat gegen das Establishment kandidiert. Bernie Sanders, linker Übervater, sagte im Magazin The Nation, Menschen wollten wirkliche Veränderung; sie empfänden Abscheu für das „politische Establishment“. In New York City existiert geballter Reichtum dicht neben tiefer Armut. Laut einer Studie der New Yorker Columbia Universität und des Anti-Armutsverbandes Robin Hood hat ein Viertel der Stadtbewohner nicht genug Geld für Ernährung und Miete. New York müsse wieder zu einer bezahlbaren Stadt werden – das vor allem war Mamdanis Thema. Seine Kampagne ließ sich weder ablenken noch beeindrucken von Entrüstung-Häppchen, wie sie täglich serviert werden in Donald Trumps Amerika.

Mamdani-Skeptiker tun gern so, als könne „so jemand“ nur in New York City gewinnen, wo mehr als ein Drittel der Einwohner Migranten sind und der Lebensstil ein anderer ist als in Kansas und Mississippi. Doch New Yorker wählen nicht „naturgemäß“ links. Der Republikaner Rudy Giuliani, später Kämpfer für Donald Trump, war Bürgermeister von 1994 bis 2001, danach kam Milliardär Michael Bloomberg.

Mamdani löst nun den Demokraten Eric Adams ab, der seit Anfang 2022 im Amt war. Der Ex-Polizist hatte mit einer Law-and-Order-Kampagne gewonnen. Als Kamala Harris die Präsidentenwahl 2024 verlor, gingen traditionelle demokratische Wählergruppen nicht zur Wahlurne, um ihre Stimme abzugeben. Mamdanis Kampagne hat während der vergangenen Wochen in sozialen Medien und an den Wohnungstüren um diese verlorenen Stimmen gekämpft.

Demokratische Gouverneurskandidatinnen gewinnen in Virginia und New Jersey

In Virginia gewann die demokratische Gouverneurskandidatin Abigail Spanberger, Ex-Kongressabgeordnete und ehemals Mitarbeiterin des Geheimdienstes CIA. Und in New Jersey war es die demokratische Kongressabgeordnete, frühere Marineoffizierin und Staatsanwältin Mikie Sherrill. Es waren Kampagnen auf der Suche nach der politischen Mitte, sie spiegelten alles andere als Klassenkampf.

Spanberger trat ein für eine vernünftige Politik gegen das Chaos in Washington, wie sie sagte. Pragmatismus habe über Parteilichkeit gewonnen, sagte sie in ihrer Siegesansprache. Auf ihrer Kampagnen-Website stand ein lobender Wall Street Journal-Artikel, wonach Spanberger nach Trumps Wahlsieg 2024 Parteikollegen dafür verantwortlich gemacht habe, die einfach zu sozialistisch gewesen seien. Mikie Sherrill konzentrierte sich in New Jersey auf Alltagssorgen. Ihr großes Thema war der horrende Anstieg der Strompreise.

In einem Jahr sind Kongresswahlen. Die Republikaner werden sich auf Mamdani einschießen als den bösen Sozialisten, der die Demokratische Partei repräsentiert. Am 4. November hat das in New York nicht und nur bedingt funktioniert.