„Das ist ein Ziel, zu Gunsten von dies wir tief gestritten nach sich ziehen“

Durch die Erweiterung der Naturschutzgebiete Kirchwerder Wiesen und Boberger Niederung erreicht Hamburg als erstes Bundesland die Zehn-Prozent-Marke an Naturschutzgebietsfläche. Der scheidende Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) sieht die Stadt als Vorreiter.
Hamburg hat als erstes Bundesland mehr als zehn Prozent seiner Landesfläche unter Naturschutz gestellt. „Das ist ein Ziel, das wir schon lange verfolgt und für das wir lange gestritten haben“, erklärte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne). Für ihn sei das ein Tag stolz zu sein, sagte Kerstan, „auch persönlich“.
Der 58-jährige Grünenpolitiker wird nach der am 2. März anstehenden Bürgerschaftswahl nicht für eine weitere Amtszeit zur Verfügung stehen. Seine Gründe in die Politik zu gehen, hatten damals eng mit dem Naturschutz zu tun, sagte Kerstan zur Erklärung im Rathaus. Bevor er sich ganz auf die Politik konzentrierte, stand der Sohn eines Reeders einer Hamburger Umweltschutzorganisation vor. Die Ausweisung von mehr Naturschutzgebieten war 2015 beim Amtsantritt als Umweltsenator eines von Kerstans Kernversprechen. 8,9 Prozent der Hamburger Landesfläche standen damals bereits unter Naturschutz.
In den vergangenen Jahren war dieser Anteil aufgrund Ausweisung neuer Gebiete und der Erweiterung bestehender Flächen stetig angewachsen. Durch die Ausweitung der Naturschutzgebiete Boberger Niederung um 109 Hektar und Kirchwerder Wiesen um 203 Hektar ist nun der für jedes deutsche Bundesland vorgesehene Anteil von zehn Prozent der Landesfläche erreicht.
Umweltverbände kontrollieren den Senat
Die EU-Staaten hatten sich darauf geeinigt, bis 2030 mindestens zehn Prozent ihrer Fläche als strenge Naturschutzgebiete auszuweisen. Deutschland hat das auf die Bundesländer umgelegt. Zudem einigte sich der Hamburger Senat mit der Initiative „Hamburgs Grün erhalten“ auf einen Vertrag, indem die Forderung explizit auch enthalten ist – und deren Einhaltung von den Umweltverbänden engmaschig überprüft wird.
Hamburg nehme mit der Erweiterung der Naturschutzflächen auf insgesamt 7.733 Hektar (entspricht 10,24 Prozent der Hamburger Fläche) eine Vorreiterrolle für nachhaltigen Naturschutz ein. Kerstan: „Insgesamt steht in Hamburg nun eine Fläche so groß wie 20-mal der Ohlsdorfer Friedhof oder 48-mal die Außenalster unter Naturschutz.“
Mehr Lebensraum für Kreuzkröte und Uferschnepfe
Die Erweiterungsflächen des Naturschutzgebiets „Kirchwerder Wiesen“ sein den Angaben zufolge geprägt von einer weitgehend offenen Marschlandschaft. Mit 10.060 Hektar ist das Naturschutzgebiet zum Größten der Hansestadt aufgestiegen. Die von Gräben durchzogenen Wiesen und Weiden werden von seltenen Vögeln sowie Amphibien, Heuschrecken und Libellen genutzt. Von Bedeutung seien hier Vogelarten wie Bekassine, Uferschnepfe, Kiebitz, Feldlerche und Weißstorch.
Die Erweiterungsfläche des Naturschutzgebiets „Boberger Niederung“ sei ein Beispiel für eine seit Jahrhunderten naturnah erhalten gebliebene Kulturlandschaft. Durchflossen vom kleinen Fluss Bille biete das Naturschutzgebiet Lebensraum für viele seltene Arten, wie etwa Kreuz- und Knoblauchkröte oder Kammmolch.
„Der heutige Beschluss ist auch eine gute Nachricht für die vielen Arten, die hier ihr Zuhause haben, etwa der seltene Ameisenlöwe in den Boberger Dünen“, sagte die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Jennifer Jasberg. Sie sprach von einem großen Erfolg. Denn zehn Prozent Naturschutzfläche sei ein zentrales Versprechen grüner Politik gewesen.
mit dpa
Source: welt.de