Cuxhaven baut seine Führungsposition aus

Das Deutsche Offshore-Industrie-Zentrum in Cuxhaven wird deutlich erweitert – Bund, Land und Hafenwirtschaft investieren viel Geld in neue Kaianlagen und Schwerlastflächen. Die werden dringend gebraucht, um die ambitionierten Ausbauziele für die Offshore-Windkraft realisieren zu können.
Im Deutschen Offshore-Industrie-Zentrum in Cuxhaven werden drei neue Liegeplätze und zugehörige Terminalflächen gebaut. Hintergrund ist der steigende Bedarf an Umschlag- und Lagerflächen für Windenergieanlagen. Zum symbolischen ersten Rammschlag versammelten sich Vertreter und Vertreterinnen von Land, Bund, Kommunen und der Wirtschaft auf dem Hafengelände.
Die neuen Liegeplätze sollen direkt an der Küstenlinie auf einer Länge von 1250 Metern entstehen. Dazu sind Terminalflächen auf einer Fläche von etwa 54 Fußballfeldern geplant, wie der Geschäftsführer der landeseigenen Infrastrukturgesellschaft für die niedersächsischen Häfen, NPorts, Holger Banik, berichtete.
Mit den neuen Liegeplätzen 5 bis 7 wird eine durchgehende Kaje geschaffen, denn die neuen Anlagen entstehen zwischen den bestehenden Liegeplätzen 1 bis 4 und den Offshore-Liegeplätzen 8 und 9. Die neuen Plätze sind auf die Bedürfnisse der On- und Offshore-Windenergieindustrie abgestimmt.
Teile von Windkraftanlagen sind enorm groß, eine Turbine ist zum Beispiel so groß wie ein Ein- oder Zweiparteienhaus. Für den Transport solcher Komponenten brauche es entsprechende Hafenanlagen, sagte der parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Stefan Wenzel (Grüne). „Energiepolitisch ist das ein zentraler Meilenstein, aber es ist auch ein zentraler Meilenstein für die Entwicklung dieser Region, für industrielle Wertschöpfung.“
NPorts zufolge sollen an den neuen Liegeplätzen Schiffe bis zu einer Länge von 300 Metern anlegen können. Auch sogenannte Jack-Up-Schiffe, die vor allem im Offshore-Bereich eingesetzt werden, sollen die neuen Liegeplätze nutzen können. Die Spezialschiffe sind in der Lage, sich mit vier Pfählen selbst zu stabilisieren.
„Bislang war hier ein Schwerlastliegeplatz, jetzt wird die Kapazität praktisch vervierfacht“, sagte Wenzel. Es gebe nicht viele Häfen für die Offshore-Windkraft, Cuxhaven komme daher eine große Bedeutung zu. Im Hafen können Komponenten für Windkraftanlagen verladen und weiter verarbeitet werden. Auch für Windkraftanlagen an Land habe der Hafen eine große Bedeutung, da ein Großteil der Komponenten für die Anlagen über Cuxhaven importiert werde.
Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) sagte, der Ausbau setze Anreize für Unternehmen, sich in Niedersachsen anzusiedeln. „Das bringt Wertschöpfung vor Ort, sichert langfristig gute Arbeitsplätze und stärkt die wirtschaftliche Zukunft unserer Küste.“
Cuxhaven entwickele sich weiter zu einem zentralen Logistikdrehkreuz für den Ausbau der Windenergie in Deutschland und Europa, so Lies. Die Baukosten von rund 300 Millionen Euro tragen Bund, Land und Hafenwirtschaft. Die gesamte Anlage soll bis Ende 2028 fertiggestellt sein.
Bis zum Jahr 2030 sollen in den deutschen Seegebieten insgesamt 30 Gigawatt Leistung aus Offshore-Turbinen installiert sein und bis zu 70 Gigawatt im Jahr 2045. Derzeit sind im deutschen Teil von Nord- und Ostsee 1639 Windturbinen mit insgesamt 9,2 Gigawatt Leistung am Netz. Neue Offshore-Windparks sollen in den kommenden Jahren vor allem in der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) auf der Nordsee gebaut werden.
dpa/op
Source: welt.de