Crime Story: Mein Vater, dieser Serienmörder






Am 25. Februar 2005 klopfte es an der Tür von Kerri Rawson. Durch das Fenster ihres kleinen Apartments in Detroit sah sie einen Mann vor der Haustür stehen. Fast hätte sie nicht aufgemacht.

Ihr Vater, ein städtischer Angestellter in Park City, einem Vorort von Wichita, Kansas, hatte ihr als Kind beigebracht, sich vor Fremden in Acht zu nehmen.

Und dieser Mann hatte schon eine Stunde lang neben dem Müllcontainer in seinem Auto gesessen.

Kerri Rawson

Über Jahre vermied Kerri Rawson jeden Kontakt mit dem Vater. Und es quälten sie unendlich viele Fragen. Die wichtigste: Kann ich ihm vergeben?

© Kat Wirsing for Esquire

Aber als er ihr seine FBI-Dienstmarke zeigte, ließ sie ihn herein und führte ihn in die Küche, wo sie gerade einen Schokoladenkuchen gebacken hatte. Seither wird ihr von diesem Geruch übel.

Der Beamte fragte, ob sie wisse, wer BTK sei.

Ja, antwortete sie. BTK stand für: Bind. Torture. Kill. – Fesseln. Foltern. Töten. Und so nannte sich ein Serienmörder, der seit Jahrzehnten gesucht wurde. Der FBI-Beamte war etwa so alt wie Kerris Vater, Ende 50. Er trug eine Brille, eine Krawatte – und war nervös. Kerri arbeitete als Aushilfslehrerin und hatte sich einen Tag freigenommen. Obwohl es schon nach zwölf war, lief sie noch in ihrer mintgrünen Schlafanzughose herum.

Ihr Vater sei festgenommen worden, weil er verdächtigt werde, der BTK-Mörder zu sein, sagte der Mann. Und dass er eine DNA-Probe von ihr brauche.

Aus dem Amerikanischen von Anuschka Tomat. Erschienen in Crime 26/2019. Dieser Text erschien erstmals im Februar 2015 in „The Wichita Eagle“

Source: stern.de