Coronavirus: Neue Daten deuten auf Tiere als Ursprung der Pandemie hin

Markt in Wuhan: In der chinesischen Metropole waren die ersten Coronainfektionen bekannt geworden
Foto:
Xiao Yijiu / picture alliance / dpa
Sprang der Erreger vom Tier auf den Menschen über oder entkam er aus einem chinesischen Hochsicherheitslabor? Seit Ausbruch des Coronavirus suchen Forschungsteams weltweit nach dem Ursprung der Pandemie. Nun sind neue Genproben von dem von Anfang an als Ausgangsort diskutierten Markt im chinesischen Wuhan aufgetaucht, die im Januar 2020 genommen worden sein sollen, genau zu der Zeit also, als die ersten Coronainfektionen bekannt wurden. Das berichten US-Medien übereinstimmend.
In den Proben fanden sich neben Spuren des Coronavirus auch Gensequenzen, die auf Marderhunde hindeuten. Die Tiere stehen schon länger im Verdacht, womöglich der Ursprung der Pandemie gewesen zu sein. Solche Zoonosen sind nicht ungewöhnlich, mehr als drei Viertel der Infektionskrankheiten beim Menschen stammen aus dem Tierreich.
Ein Link führte zu den Rohdaten
Die erste Spur zu den Genproben bestand aus Informationen, die auf die internationale Datenbank GISAID hochgeladen und Anfang März von der Evolutionsbiologin Florence Débarre entdeckt wurden. In der Datenbank selbst fanden sich nur bereinigte Proben, die ausschließlich das Virusgenom enthalten. Allerdings entdeckte Débarre den Berichten zufolge in dem Eintrag auch einen Link zu den Rohdaten, in denen sämtliche Geninformationen gespeichert waren. Sie kontaktierte weitere Expertinnen und Experten zu dem Fund.
Als die Proben genommen wurden, hatten chinesische Behörden den Markt bereits geschlossen. Auch die Tiere, mit denen dort gehandelt wurde, waren weg. Allerdings sammelten Forschende Spuren von Wänden, dem Boden, Metallkäfigen und Karren. In Proben, die auch positiv auf das Coronavirus getestet worden waren, fanden sich laut Berichten in der »New York Times« und »The Atlantic« auch Gensequenzen, die typisch für Marderhunde sind.
Kein Beweis für Marderhund als Ursprung
Das muss nicht unbedingt heißen, dass sich tatsächlich ein Marderhund mit dem Virus infiziert hat und der Erreger von dem Tier auf den Menschen übergesprungen ist. Theoretisch könnte auch ein anderes Tier der Überträger gewesen sein. Allerdings sprechen die Proben dafür, dass das Virus tatsächlich von einem wilden Tier auf den Menschen übergesprungen sein könnte – und damit gegen die Labortheorie.
In den vergangenen Wochen war die Diskussion, das Virus könnte versehentlich aus einem Labor entwichen sein, immer wieder aufgeflammt. Auch, weil etwa der Chef der US-Bundespolizei FBI eine Laborpanne als »höchstwahrscheinlich« bezeichnete. Belege dafür lieferte er jedoch nicht. (Mehr zu der Diskussion und was dran ist, lesen Sie hier ). Aussagen wie diese könnten auch dazu dienen, Druck auf China auszuüben, sich für die Aufklärung des Virusursprungs einzusetzen. Das Land steht seit Langem in der Kritik, genau das zu behindern. (Mehr dazu lesen Sie hier ).
Informationen inzwischen wieder gelöscht
Ein umfassender Bericht zu den nun bekanntgewordenen Proben steht noch aus. Laut den beteiligten Forschenden sind die Informationen inzwischen wieder aus der Datenbank verschwunden. Kurz zuvor hätten sie ihre chinesischen Kollegen kontaktiert, die die Informationen offenbar hochgeladen hatten. Wer die Daten wieder entfernt hat und warum, ist unklar.
— Prof Francois Balloux (@BallouxFrancois) March 17, 2023
“ class=“hidden“ x-effect=“if ($store.ThirdpartyConsent.accepted) { $el.classList.remove(‚hidden‘); initEmbedContent(); }“ x-subscribe.third_party_consent_changed=“if (!$store.ThirdpartyConsent.accepted) window.location.reload(true)“ data-sara-component=“{"name":"social","title":"Twitter","type":"embed"}“>
A few comments on this article.
My understanding is that environmental swabs at the Huanan seafood market have been shown to contain sequence reads from racoon dogs. This is relevant but the importance of this observation remains somewhat unclear to me
1/ https://t.co/HqAqzIkZK8— Prof Francois Balloux (@BallouxFrancois) March 17, 2023
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Twitter,
der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen
und wieder ausblenden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden.
Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Bei unbeteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern werfen die neuen Datensätze indes Fragen auf. Solange keine weiteren Informationen verfügbar sind, könne man nur spekulieren, wie bedeutend die Genproben tatsächlich sind, schreibt etwa der Epidemiologe François Balloux vom University College London bei Twitter. Allein der Nachweis von Erbgut eines Marderhundes sage wenig aus. »Es ist unbestritten, dass Marderhunde vor der Pandemie auf dem Markt angeboten wurden«, so Balloux.
Inzwischen halten es Experten für möglich, dass das Rätsel vom Ursprung der Pandemie nie gelöst werden kann. Die nun analysierten Daten liefern aber zumindest einen neuen Anhaltspunkt.