ChatGPT: Schummelei beim Abi – Lehrerverband fordert Abkehr von klassischem Notensystem

Zeigt her eure Handys: Abiturprüfung an einem hessischen Gymnasium (2021)
Foto: Sebastian Gollnow / dpa
Nach den mutmaßlichen Schummeleien mit künstlicher Intelligenz beim schriftlichen Abitur in Hamburg fordert der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) eine Reform des klassischen Notensystems. »Ich glaube, dass die schnelle Entwicklung der KI uns kein langsames Weiterentwickeln der Leistungsbewertung erlaubt. Wir müssen einsehen, dass unser Leistungssystem oldschool ist«, sagte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann der Deutschen Presse-Agentur in München.
»Wir müssen endlich mal aufhören, nur die Note als allein glückselig machend zu sehen. In der freien Wirtschaft machen alle Assessments. Was bringt mir dann ein Fünfer?«
Am Freitag war bekannt geworden, dass einige Hamburger Schüler unter Verdacht stehen, in Klausuren für das Abitur mithilfe von Programmen mit künstlicher Intelligenz geschummelt und ChatGPT genutzt zu haben.
Schulen dürften gesellschaftliche Entwicklungen nicht ignorieren, sagte Fleischmann: »Wir wollen keinesfalls signalisieren, dass wir Entwicklungen in diesem zukunftsträchtigen Bereich negieren.« Schulen müssten mit der Vermittlung von Medienkompetenz und eben einem anderen Bewertungssystem reagieren. »Der Umgang mit der Infoquelle ist entscheidend.«
Etwas anders sieht das Ganze der Verband Deutscher Realschullehrer (VDR). »Noten und KI schließen sich aus? Welche Logik hinter dieser vermeintlichen Feststellung steckt, erschließt sich einem nicht«, sagte der VDR-Bundesvorsitzende Jürgen Böhm.
»Nur, weil bei Prüfungen in Hamburg digitale Endgeräte nicht überprüft wurden, sollen Noten abgeschafft werden? Spätestens seit dem grafikfähigen Taschenrechner liegt es in der Verantwortung der Ministerien und letztlich Lehrkräfte, bei Prüfungen besondere Vorkehrungen zu treffen.«