Bundesregierung: Das sind die Minister welcher neuen Bundesregierung
Nachdem der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU)
und CSU-Chef Markus Söder in der vergangenen Woche die Namen ihrer Ministerinnen und Minister bekannt
gegeben hatten, hat nun auch die SPD ihre Personalien verkündet. Damit besetzen die Sozialdemokraten sieben Posten, zehn besetzt die Union. Damit stehen alle Ministerinnen und Minister der neuen Bundesregierung fest. Ein Überblick:
Lars Klingbeil (SPD) – Vizekanzler und Finanzminister
Bereits in der vergangenen Woche hat sich die SPD auf Fraktionschef Lars Klingbeil als Vizekanzler und Bundesfinanzminister festgelegt, nachdem die Partei für den Koalitionsvertrag gestimmt hatte.
Seit 2009 ist Klingbeil durchgehend Mitglied des Bundestags, 2017
errang er erstmals ein Direktmandat. Kurz darauf löste er Hubertus
Heil als SPD-Generalsekretär ab, 2021 dann Norbert Walter-Borjans als Parteichef neben Saskia Esken. 2023 wurde er in diesem Amt wiedergewählt. Nach der historischen Wahlniederlage bei der Bundestagswahl 2025 mit nur 16,4 Prozent übernahm Klingbeil neben dem Partei- auch den Fraktionsvorsitz. Klingbeil zählt zum konservativen Flügel der SPD.
In den Wochen nach der Wahl war der 47-jährige Sohn eines Bundeswehrsoldaten an der Ausarbeitung des Koalitionsvertrags beteiligt.
Dieser sieht für die Sozialdemokraten trotz ihres schwachen
Wahlergebnisses nicht nur beachtlich viele Ministerien vor, sondern auch
einflussreiche Häuser wie das Verteidigungs- und das Arbeitsressort –
sowie das Finanzministerium, das Klingbeil selbst besetzt. Zahlreiche
Vorhaben von Schwarz-Rot werden dadurch von seiner Zustimmung abhängig
sein.
Johann Wadephul (CDU) – Außenminister
Das Außenministerium übernimmt Johann Wadephul. Damit besetzt die CDU erstmals seit fast 60 Jahren das Amt des Außenministers. Der 62-Jährige gilt als enger Vertrauter des designierten Bundeskanzlers Friedrich Merz.
Wadephul gilt als überzeugter Transatlantiker und
hat in der Ukrainepolitik stets für die Lieferungen schwerer
Waffen plädiert. Er gilt als gut vernetzt innerhalb der Nato.
Seit 2009 sitzt der Jurist und Ex-Zeitsoldat im Bundestag und ist Fraktionsvize für
Außen- und Sicherheitspolitik. Zuvor war er von 2005 bis 2009 Vorsitzender
der CDU-Landtagsfraktion in Schleswig-Holstein. Bei der Bundestagswahl
2025 gewann der Jurist das Direktmandat im Wahlkreis
Rendsburg-Eckernförde.
Alexander Dobrindt (CSU) – Innenminister
Das Amt des Bundesinnenministers übernimmt Alexander Dobrindt. Der 54-Jährige ist für einen restriktiven
Migrationskurs bekannt und soll die von der Union verkündete Migrationswende einleiten. Zusammen mit Markus Söder spielte Dobrindt eine entscheidende Rolle in den
Koalitionsverhandlungen. Söder zufolge wird er künftig auch Sprecher
der CSU-Bundesminister im Kabinett sein.
Dobrindt ist seit 23 Jahren Bundestagsabgeordneter. Von 2009 bis 2013 war er unter dem damaligen Parteichef
Horst
Seehofer CSU-Generalsekretär. Er forcierte die später von der EU einkassierte Pkw-Maut. Außerdem wird
Dobrindt Mitverantwortung daran gegeben, dass bei der Deutschen Bahn Investitionen liegen geblieben sind.
Bärbel Bas (SPD) – Ministerin für Arbeit und Soziales
In der vergangenen Legislaturperiode war Bärbel Bas Präsidentin des Bundestags, jetzt wird sie Ministerin für
Arbeit und Soziales.
Seit 2009 sitzt die 55-jährige
Ökonomin im Bundestag und beschäftigt sich unter anderem mit Gesundheitspolitik. 2013,
2017 und 2021 verteidigte sie ihr Direktmandat in Duisburg. Auch bei der Wahl im März zog sie
als direkt gewählte Abgeordnete ins Parlament ein. Ab 2013 gehörte sie als parlamentarische Geschäftsführerin zu den führenden Köpfen der SPD-Fraktion. Sie zählt zum linken Flügel der Partei.
Nach der Wahl
2021, als die SPD erstmals seit 2002 wieder die stärkste
Bundestagsfraktion stellte und somit ein Anrecht auf den Parlamentsvorsitz
hatte, stellte ihre Fraktion sie für das Amt auf. Nach ihrer Wahl zur
Bundestagspräsidentin war Bas in der Bundesgeschichte die dritte Frau in
dieser Funktion.
Katherina Reiche (CDU) – Wirtschafts- und Energieministerin
Die künftige Bundeswirtschaftsministerin wird Katherina Reiche. Sie ist derzeit Chefin
der E.on-Tochter
Westenergie, bei dem schwedischen Energieunternehmen Ingrid
Capacity sitzt sie im Aufsichtsrat.
Von 1998 bis 2015 war sie Mitglied
des
Bundestags, zunächst als Forschungspolitikerin. Später war sie
parlamentarische Staatssekretärin im Umwelt-, dann im
Verkehrsministerium. Von 2005 bis 2009 war Reiche stellvertretende Chefin der Unionsfraktion und warb für neue Atomkraftwerke.
2015 wechselte die Diplomchemikerin
zur Hauptgeschäftsführerin des Verbands kommunaler Unternehmen, der viele Stadtwerke
vertritt. Im Juni 2020 übernahm sie den
Vorsitz im Nationalen Wasserstoffrat der Bundesregierung.
Boris Pistorius (SPD) – Verteidigungsminister
Auch in dem Kabinett von Friedrich Merz wird Boris Pistorius weiter Verteidigungsminister bleiben. Der 65-jährige
Osnabrücker ist derzeit Deutschlands beliebtester Politiker.
Nach zwölf Jahren als Oberbürgermeister
von Osnabrück wechselte Pistorius in die Landespolitik und wurde Niedersachsens Innenminister von 2013 bis 2023. Pistorius gilt als konservativer Sozialdemokrat. 2019 verlor er zusammen mit der sächsischen Landesministerin Petra
Köpping die Stichwahl zum Parteichef, in der
sich später Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans durchsetzten.
2023 übernahm er das
Verteidigungsministerium von Christine Lambrecht und setzte sich für
eine Erhöhung des Militäretats ein sowie für Waffenlieferungen an die
Ukraine – verteidigte dabei aber auch die Weigerung von Bundeskanzler Olaf Scholz, dem
Land Taurus-Marschflugkörper zu liefern. Nach dem Aus der Ampelkoalition im vergangenen November wurden Spekulationen über eine Kanzlerkandidatur von Pistorius laut, er erteilte dem jedoch eine Absage. Bei der Bundestagswahl gewann er ein Direktmandat in Hannover und zog in den Bundestag ein.
Stefanie Hubig (SPD) – Justizministerin
Das Justizministerium übernimmt Stefanie Hubig. Sie ist seit 2016 Bildungsministerin von Rheinland-Pfalz. Dort arbeitete sie auch im Ministerium für Justiz und
Verbraucherschutz. Sie war Staatssekretärin im Bundesministerium der
Justiz und für Verbraucherschutz und leitete zuvor die Abteilung
Strafrecht im rheinland-pfälzischen Justiz- und
Verbraucherschutzministerium.
Vor ihrer politischen
Tätigkeit war Hubig Richterin für Straf- und Zivilsachen in Ingolstadt
am Landgericht und dort auch Staatsanwältin. Sie studierte
Rechtswissenschaften in Regensburg.
Karsten Wildberger (parteilos) – Minister für Digitalisierung und Staatsmodernisierung
Mit Karsten Wildberger übernimmt der Vorstandschef des Ceconomy-Konzerns und Vorsitzender der Geschäftsführung der Media-Saturn-Holding das Ministerium für Digitalisierung und Staatsmodernisierung.
Internationale
Führungspositionen bekleidete Wildberger
auch bei T-Mobile, Vodafone und beim australischen Telekommunikationsunternehmen Telstar. Von 2016 bis Sommer 2021 war er
beim Energiekonzern E.on als Vorstandsmitglied für den digitalen
Wandel zuständig. Wildberger ist promovierter Physiker.
Patrick Schnieder (CDU) – Verkehrsminister
Der designierte
Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) ist seit 2009
Mitglied des Bundestags. Der 56-Jährige hat den Wahlkreis Bitburg direkt
gewonnen. In der vergangenen Legislaturperiode war der Jurist
parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion – und
damit Mitglied des Führungskreises um Fraktionschef Merz. Schnieder war
unter anderem auch stellvertretendes Mitglied im
Verkehrsausschuss.
In seiner künftigen Position dürfte er eine
Schlüsselrolle bei der Umsetzung des Sondervermögens für
Infrastruktur haben. Ein großer Teil davon dürfte in den Verkehr fließen, um marode Brücken und das
Schienennetz zu sanieren.
Verena Hubertz (SPD) – Ministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen
Das
Bauministerium übernimmt Verena Hubertz. Zuvor
arbeitete sie als stellvertretende Fraktionsvorsitzende für die Bereiche
Wirtschaft, Bauen und Wohnen sowie für Tourismus, Klima und Energie.
Die
37-Jährige ist seit 2021 Bundestagsabgeordnete. Hubertz studierte BWL und ist auch als Unternehmerin tätig. Sie gründete die Kochplattform Kitchen Stories, deren Geschäftsführung sie ein paar
Jahre übernahm.
Karin Prien (CDU) – Ministerin für Bildung und Familie
Die stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Karin Prien übernimmt das
Bildungsressort. Seit 2017 ist die 59-Jährige Bildungsministerin in
Schleswig-Holstein. Die in Amsterdam geborene Prien arbeitete zu Beginn
ihrer Karriere als Rechtsanwältin im Bereich Wirtschafts- und
Insolvenzrecht, engagierte sich aber auch früh in der Hamburger
Lokalpolitik. 2011 wurde sie in die Bürgerschaft gewählt, bevor sie nach
Schleswig-Holstein wechselte. Im sogenannten Zukunftsteam des
gescheiterten
Unionskanzlerkandidaten Armin Laschet war sie 2021 gleichfalls für den
Bereich Bildung zuständig.
Carsten Schneider (SPD) – Minister für Umwelt und Klimaschutz
Umwelt- und Klimaminister der neuen schwarz-roten Regierung wird der bisherige
Beauftragte für Ostdeutschland, Carsten Schneider. Bereits im April hatte er angekündigt, sein bisheriges Amt nicht
weiterführen zu wollen.
Zuvor war Schneider haushaltspolitischer
Sprecher der SPD-Fraktion und bis 2021 Erster Parlamentarischer
Geschäftsführer. Von 2014 bis 2017 war
Schneider stellvertretender Landesvorsitzender der SPD Thüringen. Der 49 Jahre alte Bankkaufmann sitzt
bereits seit 1998 im Bundestag.
Dorothee Bär (CSU) – Forschungsministerin
Die stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Dorothee Bär soll in der neuen
Bundesregierung das Ministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt
übernehmen. Die 47-Jährige war bereits Digitalstaatsministerin unter der früheren Bundeskanzlerin
Angela Merkel (CDU).
Die
Berufung Bärs kommt nicht überraschend. Sie hat in den
Koalitionsverhandlungen zum engsten CSU-Verhandlungsteam gehört. Bei der
Bundestagswahl erhielt Bär bundesweit die meisten Erststimmen.
Nina Warken (CDU) – Gesundheitsministerin
Bundesgesundheitsministerin soll die
CDU-Bundestagsabgeordnete Nina Warken werden. An den
Koalitionsverhandlungen war sie in der Arbeitsgruppe Inneres, Recht
und Migration beteiligt. Im Bundestag saß die parlamentarische
Geschäftsführerin der Unionsfraktion auch im Ältestenrat.
Jahrzehntelange
Erfahrungen im Gesundheitswesen wie der scheidende Minister Karl
Lauterbach (SPD) hat die Juristin nicht. Die 45-Jährige ist
CDU-Generalsekretärin in Baden-Württemberg.
Alois Rainer (CSU) – Agrarminister
Alois Rainer rückt vom
Abgeordneten direkt zum Bundesminister für Landwirtschaft auf. Der
gelernte Metzgermeister sitzt seit 2013 im Bundestag. Bei der
Bundestagswahl
2025 sicherte er sich im
Wahlkreis Straubing zum vierten Mal das Direktmandat.
Rainer
ist Söders zweite Wahl für den Ministerposten. Im
Wahlkampf hatte er Bayerns Bauernpräsidenten Günther Felßner als Wunschkandidaten ins Spiel gebracht. Dieser hat aber im März nach
Protesten von Umwelt- und Tierschützern gegen seine Person aufgegeben.
Felßner sah durch die Proteste die persönliche Sicherheit seiner Familie
in Gefahr.
Rainers Schwester Gerda Hasselfeldt war einst Bau- und dann
Gesundheitsministerin und schließlich viele Jahre lang Vorsitzende der
CSU-Landesgruppe im Bundestag.
Reem Alabali-Radovan (SPD) – Ministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Reem Alabali-Radovan ist die bisherige Beauftragte der
Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, sie wird
nun Bundesentwicklungsministerin. Es ist ihr erster
Ministerinnenposten.
Seit 2022 war Alabali-Radovan
auch Beauftragte für Antirassismus. Seit 2021 ist sie Mitglied des
Deutschen Bundestags. Zuvor arbeitete sie als Integrationsbeauftragte
der Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern und setzte sich unter
anderem gegen Racial Profiling ein – der verdachtsunabhängigen polizeilichen
Kontrolle von Menschen allein aufgrund ihrer Hautfarbe und anderen ethnischen oder
religiösen Merkmalen.
Thorsten Frei (CDU) – Kanzleramtsminister
Das Kanzleramt leitet traditionell ein Bundesminister ohne eigenen Geschäftsbereich. Der aus Baden-Württemberg stammende Thorsten Frei ist bisher Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der
Unionsfraktion.
Er fungierte dabei als wichtiges Scharnier zwischen der
CDU-Parteiführung und den Abgeordneten der Fraktion. In den Ampeljahren
avancierte Frei zu einem der wichtigsten Vertrauten von CDU-Chef Merz.
Nun soll er für eine möglichst
reibungslose Zusammenarbeit der neuen Regierung sorgen.
Seit 2013 sitzt der 51-jährige Jurist im Bundestag. Das politische Handwerk hat Frei in
seiner Heimat gelernt: Von 2002 bis 2004 war er Regierungsrat im
Staatsministerium Baden-Württemberg, von 2004 bis 2013 Oberbürgermeister
von Donaueschingen.