Bundesbank: Vermögen in Deutschland bleiben sehr ungleich verteilt
Die Vermögen von deutschen Privathaushalten sind einer Studie der Bundesbank zufolge weiter sehr ungleich verteilt. Demnach besitzen die 10 Prozent der reichsten Haushalte mehr als 60 Prozent des privaten Vermögens. Im Vergleich mit 20 weiteren europäischen Ländern wies nur Österreich eine noch ungleichere Struktur auf. Die Daten der Studie basieren auf einer Umfrage unter 3.985 Haushalten zwischen Mai 2023 und Februar 2024.
Gemessen wurde unter anderem der sogenannte Gini-Koeffizient für Nettovermögen. Dabei handelt es sich um ein relatives Ungleichheitsmaß, das ökonomische Ungleichheit erfasst und international vergleichbar macht. In Deutschland ging der Wert zwischen 2021 und 2023 nur minimal von 72,8 auf 72,4 Prozent zurück. Ein Gini-Koeffizient von 100 Prozent gibt die maximale Ungleichheit an.
„Ein Vergleich der relativen Ungleichheitsmaße mit denen
anderer Länder aus dem Euroraum zeigt, dass Deutschland
weiterhin durch eine im internationalen Vergleich hohe
Vermögensungleichheit gekennzeichnet ist“, teilte die Bundesbank mit. Länder wie Spanien oder Italien kämen dagegen auf einen Wert unterhalb von 70 Prozent.
Vermögen sind seit 2021 geschrumpft
Inflationsbereinigt seien die Vermögen in diesem Zeitraum durchschnittlich um knapp elf Prozent geschrumpft. Die Umfrage habe im Jahr 2023 in einem Kontext stattgefunden, „das durch
hohe Inflationsraten, steigende Zinsen, nur geringfügig
steigende oder gar fallende Immobilienpreise und nur moderat
steigende Aktienkurse gekennzeichnet war“.
Da der Durchschnitt jedoch durch Extremwerte, wie etwa die Vermögen von Milliardären, beeinflusst wird, sei der Medianwert aussagekräftiger. Dieser liegt in der Mitte, wenn die Haushalte in eine ärmere und eine reichere Hälfte geteilt werden.
Dieser Wert des mittleren Vermögens ging preisbereinigt sogar um 16 Prozent zurück. Verfügte der „mittlere“ Haushalt zwischen der ärmeren und der reicheren Hälfte 2021 noch über ein Nettovermögen von
90.500 Euro, ist der Wert bis 2023 auf 76.000 Euro gesunken.
Ärmere Haushalte besonders betroffen
„Der Rückgang des Nettovermögens war bei der vermögensärmeren
Hälfte besonders ausgeprägt“, gab die Bundesbank an. Die Inflation infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine traf
besonders die ärmeren Haushalte in Deutschland.
Die ärmeren Haushalte hielten ihr Vermögen überwiegend in Anlagen mit niedrigen Renditen und geringem Risiko. Haushalte mit höheren Vermögen würden indessen auf risikoreichere Anlageformen wie Wertpapiere und stille Beteiligungen an Unternehmen zurückgreifen. Verschuldet sind 39 Prozent der Haushalte.
Allerdings ging auch der Anteil der
reichsten zehn Prozent am gesamten Nettovermögen leicht um zwei Prozentpunkte zurück. Wie aus der Umfrage der Bundesbank hervorgeht, haben sich die Vermögensverhältnisse zwischen 2021 und 2023 kaum verändert. Die Notenbank hat die Studie zum fünften Mal durchgeführt.