Brasilien: Volkswagen verlässt Verhandlungstisch über Vorwurf der Sklavenarbeit

Volkswagen do Brasil hat in einer Anhörung zu möglicher Sklavenarbeit auf einer Amazonasfarm eines Tochterunternehmens in den Siebziger- und Achtzigerjahren nach Angaben der brasilianischen Staatsanwaltschaft den Verhandlungstisch verlassen. Das Unternehmen habe erklärt, kein Interesse an einem Abkommen mit der für Arbeitsrecht zuständigen Anklagebehörde zu haben, hieß es in einer Mitteilung der Behörde in Brasília am Mittwoch. Dieses Abkommen entspricht in Deutschland etwa einer vorprozessualen Einigung.
„Volkswagen do Brasil weist alle Behauptungen zurück, die in den Protokollen dieser Untersuchung über die Fazenda Vale do Rio Cristalino enthalten sind, und stimmt den einseitigen Darstellungen von Fakten durch Dritte nicht zu“, sagte ein Sprecher von Volkswagen do Brasil auf Anfrage.
Bei einer Anhörung im Juni 2022 ging es auch um eine etwaige Wiedergutmachung für die Arbeiter auf der Farm und für die brasilianische Gesellschaft. Es handele sich um einen sehr schwerwiegenden Verstoß gegen die Menschenrechte, der über mehr als zehn Jahre hinweg unter der direkten Beteiligung von Volkswagen stattfand, hieß es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft nun.
Bei der „Fazenda Volkswagen“ handelte es sich dem Ermittler zufolge um eine der größten Unternehmungen im ländlichen Amazonasgebiet, der Autokonzern wollte damals in das Fleischgeschäft einsteigen. Sie wurde in den Siebzigerjahren gegründet und von der brasilianischen Militärdiktatur unterstützt. Die Farm war rund 1.390 Quadratkilometer groß und hatte etwa 300 Arbeiter. Die für die Rodung zuständigen Leiharbeiter, auf die sich der Vorwurf der Sklavenarbeit vor allem bezieht, waren nicht direkt bei dem Tochterunternehmen angestellt.