Bosch-Arbeitsdirektorin Albrecht verlässt Konzern sofort

Die Bosch -Arbeitsdirektorin Filiz Al­brecht verlässt den Konzern völlig überraschend. Der Schritt kommt mitten in den schärfsten Auseinandersetzungen zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung seit Jahrzehnten. Albrecht scheide an diesem Freitag aus der Geschäftsführung aus und verlasse das Unternehmen, teilte eine Sprecherin mit. Ihr Nachfolger wird Stefan Grosch. Der 56 Jahre alte Manager ist seit drei Jahrzehnten für Bosch tätig und war zuletzt Vorstandsmitglied des Antriebsbereichs, der zur Mobilitätssparte des breit aufgestellten Konzerns gehört.

Gustav Theile

Wirtschaftskorrespondent in Stuttgart.

Offiziell handelt es sich der Mitteilung zufolge um eine Entscheidung der 51 Jahre alten Managerin. Sie stehe „auf eigenen Wunsch und aus Gründen der persönlichen Lebens- und Karriereplanung nicht für eine Vertragsverlängerung ab 2024 zur Verfügung“. Deshalb hätten sich die Parteien entschieden, zeitnah die Nachfolge zu regeln.

„Für uns ist der Ofen aus“

Der Betriebsrat hatte jedoch erst vor einem Monat einen Konflikt mit dem Management eskalieren lassen, was für Bosch höchst ungewöhnlich ist. „Wir haben der Geschäftsführung klipp und klar gesagt, dass für uns der Ofen aus ist. Wir brauchen einfach Ergebnisse“, attackierte Frank Sell, Betriebsratschef der Mobilitätssparte, die Konzernspitze. Er forderte ein Gesamtkonzept für die zehn PS-Standorte in Deutschland, es gehe um 27.000 Mitarbeiter. Dafür veranstaltete er eine Betriebsversammlung der Standorte, laut Betriebsrat nahmen daran 17.000 Mitarbeiter teil.

Dabei widersprachen sich die Aussagen von Management und Betriebsrat völlig. Während Sell sagte, es gehe darum, „überhaupt in die Diskussion auf Augenhöhe mit der Unternehmensleitung“ zu kommen, hieß es von Albrecht, man beziehe „die Arbeitnehmervertreter eng mit ein“. Nach Angaben einer Unternehmenssprecherin hat sich die Konzernführung kürzlich mit dem Gesamtbetriebsrat „auf einen Prozess zur Zukunftsgestaltung“ unter anderem der deutschen Mobilitätsstandorte geeinigt. Das zeuge „vom konstruktiven Miteinander“.

Albrecht bedankt sich

Albrecht bedankte sich bei den Arbeitnehmervertretungen und der IG Metall laut der Mitteilung „für die vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit“. Die Arbeitgeberattraktivität habe in ihrer Zeit weiter zugenommen. Sie blicke „mit Dankbarkeit“ auf ihre Zeit bei Bosch.

Von Konzernchef Stefan Hartung, der seit gut einem Jahr im Amt ist, hieß es: „Filiz Albrecht hat sich um unser Unternehmen verdient gemacht.“ Man respektiere Albrechts Entscheidung und bedauere ihren Austritt, sagte Aufsichtsratschef Stefan Asenkerschbaumer. Die Arbeitnehmerseite war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Albrecht wechselte im Jahr 2017 vom Filterspezialisten Mann + Hummel , wo sie ebenfalls Arbeitsdirektorin war. Sie wurde vor gut zwei Jahren die erste Frau in der Geschäftsführung des 136 Jahre alten Unternehmens. Seit Januar dieses Jahres ist mit Digitalchefin Tanja Rückert eine zweite Frau in der Geschäftsführung.