Bericht der Financial Times: Warum der Springer-Chef eine Kampagne gegen Adidas gestartet haben soll

Seit mehr als 20 Jahren hat Adidas Originals die Fläche in der Berliner Münzstraße gemietet, im Herbst 2020 wurde sie nach einem umfassenden Umbau neu eröffnet. Ebenfalls 2020 soll sie der Auslöser für eine Bild-Kampagne gegen den Konzern gewesen sein.

Rückblick: März 2020. Es herrscht Shutdown in Deutschland. Mehrere Unternehmen entschließen sich daher, ihre Mietzahlungen auszusetzen, darunter Adidas. Vor allem der Sportartikelkonzern gerät daraufhin ins Visier der Boulevardzeitung Bild, die im Axel-Springer-Verlag erscheint. Es folgen Shitstorms und Statements entrüsteter Politiker. Das Resultat: Adidas rudert zurück und zahlt schließlich die Miete.

Einem Bericht der britischen Wirtschaftszeitung Financial Times (FT) zufolge, arbeitete sich Bild nicht zufällig an Adidas ab – mehr als 20 Artikel widmete die Boulevardzeitung dem Thema. Verlagschef Matthias Döpfner soll vielmehr aus Eigeninteresse eine Kampagne gegen die Herzogenauracher initiiert haben. Der Grund: Er selbst soll – gemeinsam mit zwei anderen Personen – eine Immobilie in der Berliner Münzstraße an Adidas vermietet haben. Ein Interessenkonflikt, der in der Berichterstattung der Bild verschwiegen wurde.
Mehr noch: Döpfner sei nicht nur betroffener Vermieter, sondern auch Informant der Bild gewesen. Dass Medium habe nur deswegen als erstes über das Vorgehen von Adidas berichten können, weil der Verlagschef sich – als der Sportartikelkonzern die Vermieter über die Entscheidung informiert hatte – sofort mit dem damaligen Bild-Chefredakteur Julian Reichelt in Verbindung gesetzt habe, schreibt die FT.
Die Wirtschaftszeitung konfrontierte Springer mit dem Vorwurf eines potenziellen Interessenkonflikts, woraufhin der Verlag diesen als „absurd“ bezeichnet habe. Döpfner habe die Bild über den Vorgang in Kenntnis gesetzt, weil er „sofort wusste, dass es sich um eine Angelegenheit von übergeordnetem öffentlichem Interesse handelt“, wird Springer von der FT zitiert. Und weiter: „Das ist die Aufgabe eines Verlegers. Aus heutiger Sicht würde er genau das Gleiche tun und wird es auch tun.“ Zudem habe es sich nicht nur um diese eine, sondern um viele Filialen weltweit und damit auch um viele betroffene Vermieter gehandelt. Adidas hat eine Stellungnahme gegenüber der FT abgelehnt, heißt es von der Zeitung.

Store des Tages Herbst 2020: Adidas Originals in Berlin

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