Bergkarabach: Armenien und Aserbaidschan führen Friedensgespräche in Moskau
Im Konflikt um die Region Bergkarabach sind die Staatschefs von Armenien und Aserbaidschan zu einem Treffen in Moskau zusammengekommen. Der armenische Regierungschef Nikol Paschinjan bekräftigte dabei seine Ankündigung vom Wochenbeginn, Bergkarabach als Teil Aserbaidschans anerkennen und alle Verkehrsverbindungen öffnen zu wollen. „Ich denke, dass es die Möglichkeit eines Friedensabkommens gibt – insbesondere angesichts der Tatsache, dass Armenien offiziell Karabach als Teil Aserbaidschans anerkannt hat“, sagte der aserbaidschanische Präsident Ilham Alijew.
Paschinjan und Alijew kamen am Abend unter Vermittlung des russischen Präsidenten Wladimir Putin zusammen. Putin sagte der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge, in etwa einer Woche sollten die Vize-Regierungschefs der beiden Länder über die Klärung noch offener Fragen sprechen. Putin zeigte sich zuversichtlich, dass Lösungen gefunden werden könnten. Nicht zu den Gesprächen eingeladen wurde die Führung der international nicht anerkannten Republik Arzach in der Region Bergkarabach.
Paschinjan erinnerte daran, dass die Lage in Bergkarabach angespannt bleibe, wofür er Aserbaidschan verantwortlich machte.
Zuletzt häufiger Gefechte an Grenze zwischen Armenien und Aserbaidschan
Nach dem 44-Tage-Krieg im Jahr 2020 mit mehr als 6.600 Toten auf beiden Seiten hatte Putin einen Waffenstillstand vermittelt und 2.000 russische Soldaten in die Region geschickt, die die Vereinbarung überwachen sollten. Trotzdem kam es immer wieder zu Gefechten an der Grenze, bei denen Soldaten getötet und verletzt wurden, zuletzt etwa vergangenen April, als Aserbaidschan einen Kontrollpunkt an der einzigen Verbindungsstraße zwischen Armenien und dem mehrheitlich von Armenierinnen und Armeniern bewohnten Bergkarabach, dem Latschin-Korridor, installierte. Die Straße ist damit seit fast fünf Monaten faktisch gesperrt.
Der Konflikt um Bergkarabach brach kurz vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion Ende der 1980er-Jahre wieder aus. Nach einem Krieg in den 90er-Jahren erklärte die Region 1994 ihre Unabhängigkeit und wurde darin militärisch von Armenien abgesichert, welches wiederum Unterstützung aus Russland erhielt. Völkerrechtlich wurde dieser Status quo jedoch nicht anerkannt.
2020 dann musste sich Armenien im Krieg gegen Aserbaidschan geschlagen geben, das durch den Verkauf von Öl und Gas mittlerweile zu Wohlstand gekommen und deshalb militärisch besser ausgerüstet war. Zudem lieferte Russland keine zusätzlichen Waffen nach Armenien und entsandte erst nach dem Friedensschluss Soldaten. Seit der Niederlage stehen Bergkarabach sowie sieben weitere Regionen unter aserbaidschanischer Kontrolle.