Benzinpreis hinauf Jahreshoch

Donald Trump hat es als eines seiner Ziele im Wahlkampf ausgegeben, die Preise für Öl und Benzin in den Vereinigten Staaten zu drücken, um die inflationsgeplagten Verbraucher zu entlasten. Es ist spannend, ob ihm das gelingen wird, wie die negativen Auswirkungen auf die Klimapolitik sein werden – und ob Verbraucher in Deutschland auch davon profitieren werden.

Wenn man sich die Spritpreise in Deutschland an den Tankstellen anguckt, dann waren diese sieben Wochen in Folge gestiegen, bevor sie in der vergangenen Woche leicht gefallen waren. Jetzt sind sie auf Wochensicht aber wieder nach oben gegangen, wie der Autoklub ADAC am Mittwoch nach einer Auswertung der Preise von mehr als 14.000 Tankstellen mitteilte. Demnach verteuerte sich Super E10 im Mittel in ganz Deutschland um 1,7 Cent auf 1,756 Euro je Liter, Diesel wurde 1,3 Cent teurer auf 1,691 Euro je Liter.

Die Pause des Preisanstiegs währte nur kurz

Der Preis von Super E10 erreichte damit ein Jahreshoch, der Preis für Diesel ist nicht weit davon entfernt. „Der Jahreshöchststand für Diesel datiert vom 20. Januar mit 1,705 Euro je Liter, gestern kostete der Liter 1,691 Euro – viel fehlt also nicht mehr“, sagte ein ADAC-Sprecher. Der 20. Januar war der Tag von Trumps Amtsantritt.

Ölfachleute sind recht skeptisch, ob es Trump dauerhaft gelingen kann, den globalen Ölpreis zu drücken. Er kann zwar die Regulierung in den Vereinigten Staaten fürs Fracking lockern, mehr Bohrgenehmigungen vergeben und Schutzgebiete in Alaska freigeben. Denkbar wären auch Verhandlungen mit dem großen Opec-Land Saudi-Arabien, um einen „Deal“ Verteidigung gegen niedrigere Ölpreise zu erreichen. Aber an dem ganzen Spiel des globalen Ölmarktes sind zu viele Akteure beteiligt, es gibt zu viele unterschiedliche Einflussfaktoren, als dass dies so ganz leicht zu kontrollieren wäre. Und manche Akteure wie die Ölunternehmen in den Vereinigten Staaten oder auch Opec-Staaten reagieren tendenziell auf niedrigere Preise mit einer geringeren Ölförderung, was Trumps Absicht konterkarieren könnte.

Seit Trumps offiziellem Amtsantritt ist gleichwohl der Ölpreis rückläufig, von zeitweise mehr als 80 Dollar auf zuletzt gut 75 Dollar je Barrel (Fass zu 159 Liter) der Nordseesorte Brent. Allerdings spielen da wohl viele Faktoren eine Rolle: die Entwicklung im Nahen Osten ebenso wie die konjunkturbedingt schwache Ölnachfrage in Teilen der Welt. Zumindest ein Teil der Ölanalysten meint aber, Trumps Ankündigungen und das Ausrufen des „Energienotstandes“ in den USA hätten auch zum Ölpreisverfall beigetragen.

Zudem gab es zuletzt einen gleichsam eher nicht intendierten Effekt der Politik Trumps auf den Ölpreis: Aus Angst vor künftigen Zöllen wurde offenbar in einer Art Vorzieheffekt aus Kanada mehr Öl als sonst in die Vereinigten Staaten geliefert, das sorgte da für ein zusätzliches Angebot, das den Ölpreis belastete.

Der Blick auf den Dollar ist wichtig

Nun wären auch Konstellationen denkbar, in denen die Verbraucher in den Vereinigten Staaten von einem durch Trump gedrückten Ölpreis profitierten, die in Deutschland aber nicht. Das wäre beispielsweise der Fall, wenn ein gegenüber dem Euro stärkerer Dollar die Einfuhren von Öl und Kraftstoff nach Deutschland so verteuern würde, dass Kraftstoff zwar in Amerika günstiger würde, man hierzulande aber mehr zahlen müsste. Immerhin war in der ersten Zeit nach Trumps Wahl und auch noch mal nach seinem Amtsantritt zu beobachten, dass der Dollar-Wechselkurs zulegte. Das hatte wohl zum Teil mit Inflations- und Zinserwartungen, zum Teil aber auch mit der Hoffnung auf eine Stimulierung der Konjunktur in Amerika und einer Belastung der Konjunktur in Europa durch mögliche neue Zölle zu tun.

Für die zurückliegende Woche war das aber offenbar nicht der Grund, warum Rohöl billiger, Sprit in Deutschland aber teurer wurde. Zwar ist der Rohölpreis auf Wochensicht in der Tat gesunken. Aber der Euro ist gegenüber dem Dollar auf Wochensicht eher wieder etwas stärker geworden.

Der ADAC hat deshalb einen anderen möglichen Verantwortlichen für die unterschiedliche Entwicklung von globalem Rohölpreis und Kraftstoffpreisen in Deutschland ausgemacht.

„Nach Ansicht des ADAC ist die aktuelle Entwicklung der Kraftstoffpreise nicht ohne Weiteres nachvollziehbar“, schreibt der Autoklub. Der ADAC erwarte deshalb, dass „die Mineralölgesellschaften die Verbraucher an den günstigeren Rahmenbedingungen teilhaben lassen“ – und dass sich die Kraftstoffpreise „zeitnah nach unten entwickeln“.

Source: faz.net