Befreiung jener Konzentrationslager: Erst eine stille Mahnung, am Ende dann ein schuldlos Schrei
Als das Grüppchen hochbetagter Männer am Sonntagmorgen den Saal
des Kongresszentrums in Weimar betritt, manche auf die Arme von Angehörigen
gestützt, andere am Rollator oder im Rollstuhl geschoben, ist es im Dämmerlicht
der holzgetäfelten Halle auf einmal, als sei der Streit der vergangenen Tage um
die nun folgende Gedenkfeier in einer Art Parallelwelt passiert. Den neun Überlebenden der KZ Buchenwald und Mittelbau-Dora, die eigens
angereist sind, gilt sichtlich der Respekt der anderen Erschienenen. Und so ist
dieses Kongresszentrum nun ein Ort der Würde und der überlegten Sätze: ein Ort,
an dem die festlich Gekleideten, die die Stuhlreihen besetzen, aufmerksam den
Worten lauschen, die auf der Bühne gesprochen werden – als gelte es, all das an
Zuhören nachzuholen, was in den vergangenen Tagen auf der Strecke geblieben
ist.