Bankgeheimnis in welcher Schweiz: Oben Geld schreibt man nicht
Die Polizei kam um acht Uhr morgens. Ein halbes Dutzend Beamte plus Staatsanwalt waren aufmarschiert, um die Redaktionsräume des Schweizer Finanz-Blogs Inside Paradeplatz im Zürcher Industriequartier zu durchsuchen. Es war ein ungleiches Kräfteverhältnis, sieben gegen einen, schließlich betreibt Lukas Hässig mit seiner Website eine Einmann-Firma. Der bizarr anmutende Vorwurf an den Journalisten lautete: Verletzung des Bankgeheimnisses – wobei es ja gerade der Job eines Reporters ist, Geheimnisse aufzudecken.
Aber Hässig ist kein gewöhnlicher Reporter. Auf seiner Website betreibt er eine spezielle Form des Banken-Boulevards. „Bär-Trader feiern Kunden-Verlust mit Dom Pérignon“, hieß es einst in der Überschrift zu einem Bericht über eine Party von Angestellten der Bank Julius Bär. Ein andermal wusste Hässig über neue Karriereschritte von Mitarbeitern der inzwischen untergegangenen Großbank Credit Suisse (CS) zu berichten: „CS-Analyst wird Sextherapeut, Burnout-Kollegen fluten Praxen“. Er wusste auch über Personalangelegenheiten Bescheid: „Urs Rohner holte MI6-Geheimagent zu CS“.