Bankensektor zieht Börsen herunter – Misstrauen hält an

Die Probleme im Bankensektor machen die Anleger zum Wochenschluss wieder zunehmend nervös. Am sogenannten Hexensabbat, an dem die Kurse stärker schwanken als gewöhnlich, gingen die Börsen auf Berg- und Talfahrt. Die Aktien der Sorgenkinder der Finanzbranche, Credit Suisse und die US-Regionalbank First Republic, gingen trotz der eingeleiteten Stützungsmaßnahmen abermals in die Knie.

Dax und Euro Stoxx 50 tauchten am Freitagnachmittag ins Minus und verloren je rund ein Prozent auf 14.805 und 4077 Punkte. Die US-Indizes gerieten ebenfalls unter Druck und verloren zum Handelsauftakt an der Wall Street bis zu 0,5 Prozent. „Wir sind noch lange nicht über den Berg“, sagte Stuart Cole, Ökonom beim Vermögensverwalter EquitiCapital. Die Rally am Donnerstag sei eher ein Ausdruck eines Durchatmens gewesen als ein Zeichen dafür, dass sich irgendetwas grundlegend verändert hätte, ergänzte er.

Ungemütlich war es zum Wochenausklang auch wegen des Verfalls von Optionen und Futures auf Aktien und Indizes. Am dritten Freitag des dritten Monats eines Quartals kommt es häufig zu scheinbar unerklärlichen Kursverwerfungen – weshalb Börsianer auf das Bild tanzender Hexen zurückgreifen.

Zudem kochte die Angst vor einer neuen Finanzkrise nach dem Kollaps der kalifornischen Silicon Valley Bank (SVB) wieder hoch. Der Mutterkonzern SVB Financial Group hat mittlerweile Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragt. Nach anfänglichen Gewinnen rutschte der europäische Banken-Sektorindex bis zu 2 Prozent ins Minus. Anleger hatten sich zunächst aus der Deckung getraut, als nach der angeschlagenen Schweizer Großbank Credit Suisse auch die US-Regionalbank First Republic ein Unterstützungspaket bekommen hatte. Insgesamt elf US-Großbanken wie JP Morgan und Citigroup haben 30 Milliarden Dollar in das kleinere Finanzinstitut investiert.

Deutsche Bank und Commerzbank verlieren

Das Paket erscheine den Investoren offenbar nicht ausreichend, um die Risiken zu mindern, sagte Expertin Victoria Scholar vom britischen Online-Anlagedienst Interactive Investor. Die Aktien von First Republic sackten um rund 19 Prozent ab. Auch bei der Credit Suisse ging es wieder talwärts. Die Aktien sackten um rund zehn Prozent auf 1,84 Franken ab. Die Situation bleibe angespannt, erklärte Daniel Bosshard, Analyst bei der Luzerner Kantonalbank. „Das Grundproblem der Credit Suisse bleibt das mangelnde Vertrauen der Kunden.“ Auch die Titel der Deutschen Bank und der Commerzbank gaben um 1,9 beziehungsweise 2,8 Prozent nach.

Am deutschen Aktienmarkt drehte die Aktie von Vonovia nach einer Dividendenkürzung ins Minus. Die Anteilsscheine von Deutschlands größtem Immobilienkonzern verloren 2,7 Prozent auf 18,72 Euro. Auch die Titel der Rivalen Grand City Properties und LEG Immobilien bröckelten um 5,4 und 1,3 Prozent ab. „Vonovia hat die Ausschüttung an die Aktionäre zwar nicht gestrichen und das ist gut angekommen, aber die 0,85 Euro liegen unter den Analystenerwartungen“, sagte ein Händler.

Die Erwartung kleinerer Zinsschritte infolge der Bankensorgen stützte indes den Technologiesektor. Anleger hofften, dass die größten Notenbanken im Kampf gegen die Inflation die Zinsen langsamer erhöhen, um den zuletzt angeschlagenen Geldhäusern nicht noch mehr zuzusetzen. Halbleiterhersteller wie Infineon, STMicroelectronics und ASM International gewannen bis zu 2,7 Prozent.

Source: faz.net