Banken-Turbulenzen: Aktienkurs der Credit Suisse stürzt ab

Zentrale der Credit Suisse in Zürich
Foto: Michael Buholzer / dpa
Der Aktienkurs der angeschlagenen Schweizer Großbank Credit Suisse bricht rasant ein: minus 22 Prozent waren es am Montagvormittag zwischenzeitlich. Die Papiere waren nur noch knapp über 1,75 Franken (1,79 Euro) wert. Zur Einordnung: 2007 lag der Aktienwert bei 96 Franken.
Das Bankhaus ist in einer schweren Krise. Es hat rasante Verluste gemacht, seit Monaten ziehen Kunden Geld ab. Im vierten Quartal 2022 hatte die Bank Nettoneugeldabflüsse von gut 110 Milliarden verzeichnet. Im gesamten vergangenen Geschäftsjahr zogen Kunden Vermögen in Höhe von rund 123 Milliarden Franken ab.
Das zweitgrößte Geldhaus der Schweiz hatte für das vergangene Geschäftsjahr einen Jahresverlust von 7,3 Milliarden Franken (7,4 Milliarden Euro) ausgewiesen. Der Börsenwert ist innerhalb von zwölf Monaten um mehr als zwei Drittel auf rund acht Milliarden Franken gefallen. Zu Glanzzeiten der Bank Mitte der Nullerjahre war die Bank zeitweise mehr als 110 Milliarden Franken wert.
Zählen die Saudis die Bank an?
Anfang der Woche hatte das Geldhaus zudem für Schlagzeilen gesorgt, weil in der internen Kontrolle der Finanzberichterstattung wesentliche Mängel festgestellt wurden. Das geht aus einem mit Verspätung veröffentlichten Geschäftsbericht der Großbank hervor.
Konzernchef Ulrich Körner und Finanzchef Dixit Joshi seien nach einer Überprüfung zum Schluss gekommen, dass die Offenlegungskontrollen und -prozesse zum Jahresende 2022 nicht wirksam gewesen seien. Die eigenen Vorkehrungen zur Ermittlung von Falschangaben in der Finanzberichterstattung seien ungenügend gewesen. Das Management arbeite daran, die festgestellten Schwächen zu beseitigen, teilte die Bank mit. Dafür könnte viel Geld notwendig sein, hieß es weiter. »Wir wollen sicherstellen, dass wir auch hier zu den besten der Branche gehören«, sagte Körner.
Anleger reagierten zudem geschockt auf Aussagen, die weitere Hilfen vom saudi-arabischen Großaktionär Saudi National Bank unwahrscheinlich erscheinen lassen. Der Vorsitzende der saudischen Bank, Ammar Abdul Wahed Al Khudairy, schloss in einem Interview mit »Bloomberg TV« zusätzliche Unterstützung für die Credit Suisse kategorisch aus. Dafür gebe es vielerlei Gründe – nicht nur juristische und regulatorische. Die staatliche Saudi National Bank hat die Credit Suisse Ende 2022 mit einer Kapitalspritze gestützt und hält seit dem knapp zehn Prozent der Aktien und ist damit der größte Aktionär der angeschlagenen Bank. Zweitgrößter Aktionär ist der staatliche katarische Investmentfonds Qatar Investment Authority (QIA), der fast sieben Prozent der Anteile hält.
60 Prozent Minus seit Jahresbeginn
Allerdings wurden positivere Äußerungen Al Khudairys auf einer Finanzkonferenz im saudischen Riad ausgeblendet. So zeigte er sich etwa zufrieden mit den Restrukturierungsplänen der Credit Suisse. Zudem äußerte er sich überzeugt, dass die Investmentbank kein weiteres Geld benötigen werde. Die Kapitalquoten sähen weiterhin gut aus. Im noch jungen Jahr verloren der Credit Suisse damit erneut 62 Prozent an Wert, nachdem sie bereits im Vorjahr um fast 70 Prozent eingebrochen waren. 2007 hatten sie noch mehr als 90 Franken gekostet.
Die Turbulenzen treffen den Konzern in ohnehin unruhigen Zeiten: Mit einem tief greifenden Umbau, der den Ausstieg aus Teilen des Investmentbankings und den Abbau von 9000 Stellen vorsieht, will Körner die 167 Jahre alte Credit Suisse zurück in die Spur bringen. Zuletzt hatten vor allem die Kosten für die Sanierung und der Kollaps der Erträge im Investmentbanking das Ergebnis belastet. Auch im laufenden Jahr erwartet der Konzern einen erheblichen Vorsteuerverlust.