Australien: Nun soll die Polizei gegen PWC ermitteln
Der Streit um die Beratung von PricewaterhouseCoopers (PWC) in Australien eskaliert weiter: Am Mittwochabend gab der Schatzkanzler in Canberra bekannt, den Fall nun an die Bundespolizei weitergereicht zu haben. Finanzminister Steven Kennedy erklärte, dass der bisherige PWC-Partner für Internationale Besteuerung, Peter Collins, vertrauliche Informationen unangemessen verwendet habe. Die Regierung treibt den Fall angesichts der scharfen Kritik von Senatoren damit voran. Sie verlangen, den E-Mail-Verkehr der PWC-Mitarbeiter und die Namen der von dem Vertrauensbruch der Berater profitierenden Firmen offenlegen zu lassen.
Es kommt aber noch schlimmer für die Berater: Kennedy spricht in seiner Erklärung auch davon, dass „zahlreiche Personen innerhalb von PWC, direkt und indirekt in die vertraulichen Informationen eingeweiht waren“. Aufgrund der „Schwere des Fehlverhaltens“ solle die Polizei nun prüfen, ob eine Strafverfolgung gegen die Berater eingeleitet werden müsse.
Für die Berater steht auch weltweit immer mehr auf dem Spiel: Politiker, Fachleute und Lobbygruppen fordern, PWC künftig von Aufträgen der Regierung auszuschließen. Die Idee wird nicht nur von der Grünen Senatorin Barbara Pocock unterstützt, sondern auch von dem früheren Spitzenbeamten Andrew Podger, dem eher kritischen Australia Institute und aber auch dem konservativen Institute of Public Affairs. In den vergangenen beiden Jahren hatten die Berater Aufträge im Volumen von 537 Millionen Australischen Dollar (330 Millionen Euro) von der Regierung in Canberra erhalten. Hinzu aber kamen Insiderwissen und eine enorme Verstärkung ihres Rufs, da sie Minister bei Gesetzesvorlagen unterstützten. Inzwischen soll sich de facto schon ein Verbot neuer Aufträge durchgesetzt haben, da kein Beamter PWC mehr einbinden wolle. Das dürfte auch in anderen Länder mit großem Interesse wahrgenommen werden.
Nicht nur australische Kunden betroffen
Einige Berater hatten Dank ihrer Tätigkeit Kenntnis von steuerrechtlichen Planungen der Regierung. Diese Pläne reichten sie dann an Kollegen weiter, von denen zumindest einige sie für die Beratung von Großkunden nutzten (F.A.Z. vom 9. Mai). Von den grenzüberschreitenden Steuerregeln sind beispielsweise auch amerikanische Kunden von PWC betroffen. Die Offenbarung geplanter Änderungen gab ihnen die Möglichkeit, sich frühzeitig darauf einzustellen und so einen unter Umständen großen Wettbewerbsvorteil zu erlangen. Australische Politiker sprechen deshalb von einem Betrug australischer Steuerzahler.
Als der Vertrauensbruch schrittweise bekannt wurde, rollten mehrere Köpfe auf der obersten Ebenen von PWC in Australien; auch der bisherige Vorstandsvorsitzende, Tom Seymour, gab nach einer Weile zunächst sein Amt auf. Ende September will er die Firma ganz verlassen – was einige auch seiner Partner-Kollegen für viel zu spät halten. PwC erklärte inzwischen einen firmeneigenen Untersuchungsausschuss einsetzen zu wollen, um die Wogen zu glätten. Er soll von dem früheren Vorstandsvorsitzenden der Telefongesellschaft Telstra, Ziggy Switkowski, geführt werden und die gesamte Führung und Kultur der Berater prüfen.
Der Labor-Senatorin Deborah O’Neill allerdings genügt das nicht. Dass PWC nur ausgewählte Ergebnisse der Untersuchung veröffentlichen wolle, zeige, dass der Prüfung „jede Glaubwürdigkeit“ abgehe. Senatorin Pocock stimmte ein: der Ansatz sei „vollkommen ungenügend gemessen an dem, was nun gebraucht“ werde. „Das ist so, als würde jemand, dem Korruption vorgeworfen wird, sein eigenes Gerichtsverfahren führen“, sagte sie.