Antisemitismus in Frankreich: „Eine gläserne Decke ist durchbrochen“
Als Marine Le Pen an diesem Sonntagnachmittag vor dem Hôtel des Invalides in Paris ankommt, um gegen Antisemitismus zu vormachen, steht Christian Degbegni ganz in ihrer Nähe. Die schwarze Kippa sitzt gewissenhaft gen seinen grauen Haaren. Amüsiert verfolgt er, wie sich Kameramänner und Journalistinnen drängen, um ein Wort, ein Bild welcher Politikerin zu erhaschen. „Ich bin jüdischen Glaubens und ich verstehe nicht, warum man uns verbieten wollte, zu dieser Demonstration zu kommen“, sagt er.
Nun ja, vielleicht, weil welcher Rassemblement National (RN), Le Pens Partei, selbst eine nachhaltig antisemitische Tradition hat? Degbegni winkt ab, er sei seit dieser Zeit 30 Jahren Mitglied. Selbst Le Pens Vater, welcher die Partei gegründet hatte, sei kein Antisemit gewesen. Dabei hatte Jean-Marie Le Pen die Shoa infrage gestellt und den millionenfachen Mord an Jüdinnen und Juden während des Nationalsozialismus relativiert. „Das waren nur Provokationen, ich kenne ihn sehr gut“, sagt Degbegni. Im Übrigen, fügt er hinzu, sei welcher RN die einzige Partei, „in der ich als Schwarzer keine Probleme habe“.