Anleger in dieser Krise: „Hat dieser Deutsche Angst, kauft er Gold“

Schon von weitem ist das Funkeln in den Vitrinen am Stand der Münze Österreich auf der Messe Invest in Stuttgart zu sehen. Doch die kleinen goldenen Barren sind nicht echt, sondern Attrappen. Daneben steht aber ein übergroßes Geldstück. Die Goldmünze „Big Phil“ ist echt und wird extra von zwei Sicherheitsleuten bewacht damit sie nicht in falsche Hände gelangt. „Wenn der Deutsche Angst hat kauft er Gold“, sagt Alexander Köhne vom Edelmetallhandelshaus Pro Aurum, das seit über zwei Jahrzehnten mit der Münze Österreich kooperiert.

Obwohl der Preis von Gold zuletzt von Rekord zu Rekord geeilt ist, wird weiter kräftig gekauft. Köhne stellt fest, dass die Menschen sich seit der Coronapandemie mehr mit dem Thema Geldanlage befasst hätten. Und wem Tages- und Festgeld langfristig zu wenig und zu konservativ sei, der habe als Alternative auch in das Edelmetall investiert.

Das Angebot auf der Stuttgarter Messe ist breit gefächert. Da wird neben den bekannten Anlagen gleichfalls unter anderem für Investments in Solarparks, Rechenzentren oder Ferienimmobilien im türkischen Teil von Zypern geworben. Es sind etwa 140 Aussteller mit von der Partie auf der Invest, die sich selbst als führende Anlegermesse in Deutschland sieht.

Verbraucherschützer Niels Nauhauser meint, es seien auch zahlreiche Anbieter vertreten, die riskante Anlage- und Tradingstrategien bewerben, die in der Realität selten hielten, was sie versprächen. „Die Messe ist wie ein bunter Jahrmarkt, auf dem Aussteller mit lautem Marketing um die Aufmerksamkeit – und das Geld – der Besucher werben“, sagt Nauhauser.

Landeskriminalamt wärnt vor Cybertrading Fraud

Neben der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ist gleichfalls das Landeskriminalamt Baden-Württemberg vertreten. Die Ermittler warnen regelmäßig vor Betrug im Internet. Dort wird gutgläubigen Opfern Hoffnung gemacht, per Mausklick insbesondere im Bereich Kryptowährungen große Gewinne zu erzielen. Doch am Ende ist es oft ein bitteres Verlustgeschäft.

Eine recht neue Masche heißt Cybertrading Fraud. Dabei bewerben Kriminelle ihre Angebote demzufolge im Internet und verlinken auf Webseiten, die einen seriösen Anschein erwecken. In der Regel sei eine einfache Registrierung erforderlich. Dann meldeten sich vermeintliche Brokerinnen und Broker telefonisch, um eine erste Investition von meist 250 Euro zu fordern. Diese sei scheinbar sofort erfolgreich. Doch sobald die Menschen ihre angeblichen Gewinne ausgezahlt haben wollen, seien die Internetseite und auch die Ansprechpersonen oftmals nicht mehr erreichbar.

Die Gruppe Börse Stuttgart ist einst im Handel mit Kryptowährungen mit ihrer App Bison vorangegangen. Die zählt inzwischen rund 950.000 aktive Nutzer. Auf der Messe sind gleichfalls entsprechende Infrastrukturanbieter für digitale Währungen vertreten. So das Unternehmen HIVE Digital Technologies, das nach eigenen Angaben ein Betreiber von nachhaltigen Rechenzentren ist, die mit Ökostrom betrieben werden. Die Rechenzentren seien untere anderem in Kanada, Schweden und Paraguay ansässig. Das Unternehmen sehe sich auf dem besten Weg, seine Kapazität durch eine strategische Erweiterung in Paraguay zu vervierfachen, mit dem Ziel, drei Prozent der weltweiten Bitcoin-Produktion zu erfassen, sobald die Erweiterung vollständig in Betrieb sei.

Neben Kryptowährungen sind Informationen über Aktien, Fonds oder passive Indexfonds (ETF) bei Anlegern seit Jahren beliebt. Auch das Interesse an Anleihen nahm in letzter Zeit wieder zu. Im Vergleich zu den Vorjahren böten sie wieder höhere Renditen, was sie für Anleger attraktiver mache, sagt der Leiter des Anleihehandels der Stuttgarter Börse, Jens Furkert. Sie lieferten stabile Erträge bis zur Endfälligkeit. Dies sei insbesondere im Hinblick auf mögliche weitere Zinssenkungen der Notenbanken relevant. „Geopolitische Spannungen und wirtschaftliche Unsicherheiten führen dazu, dass Anleger vermehrt in sichere Anlagen wie Staatsanleihen investieren.“

Wenig Anleihen für Privatanleger

Doch vor allem Unternehmensanleihen sind für den Privatanleger gar nicht so einfach erhältlich. Oft erfordern sie einen Mindestanlagebetrag von 100.000 Euro. Das stellt eine Hürde dar. Und viele Anleihen sind deswegen nicht für den privaten Investor zugänglich.

Wer seine realen Werte später wieder einmal zu Geld machen will, findet auf der Messe gleichfalls einen entsprechenden Anbieter. Das Auktionshaus Eppli gilt als Spezialist, um für Sachwerte wie Uhren, Schmuck, Edelsteine, Designertaschen, Münzen und Kunst einen neuen Interessenten zu finden. Sachwerte würden aktuell eine Renaissance erleben und würden nicht nur aus Freude am Sammeln gekauft, sondern von manchen als bewusstes Investment, heißt es am Stand des Familienunternehmens.

Source: faz.net