Angebliche Hitler-Tagebücher: Früherer „Stern“-Journalist Gerd Heidemann ist tot
Der ehemalige Stern-Reporter Gerd Heidemann ist tot. Das bestätigte seine Lebensgefährtin der Nachrichtenagentur dpa, nachdem zuvor mehrere Medien berichtet hatten. Demnach starb der frühere Journalist am 9. Dezember in einem Hamburger Krankenhaus.
Bekannt geworden war Heidemann vor allem durch den Skandal um die gefälschten Hitler-Tagebücher. Am 25. April 1983 präsentierte er für sein Magazin Stern öffentlichkeitswirksam die etwa 60 erworbenen Tagebücher, die angeblich Adolf Hitler verfasst haben sollte. Heidemann hatte die vom Kunstfälscher Konrad Kujau fabrizierten Tagebücher im Auftrag seines Verlags für 9,3 Millionen Mark gekauft. Sie sollten nach und nach veröffentlicht werden, wozu es aber nicht kam.
Elf Tage, nachdem der Stern den angeblichen Sensationsfund präsentiert hatte, flog die Fälschung auf. Das sorgte für einen der größten Medienskandale in der Bundesrepublik. Heidemann schied daraufhin bei dem Hamburger Magazin aus.
Kujau wurde für den Schwindel zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt und starb im Jahr 2000. Auch Heidemann wurde verurteilt, zu vier Jahren und acht Monaten, weil ihm das Gericht nicht glaubte, dass er die Millionensumme komplett an Kujau weitergereicht hatte. Noch Jahrzehnte später gab er an, kein Geld unterschlagen zu haben.
Tagebücher hätten Nationalsozialismus verharmlosen können
Der Medienskandal wurde später wiederholt aufgegriffen: 1992 wurde er unter dem Titel Schtonk von Helmut Dietl verfilmt. 2019 veröffentlichte der Stern den Podcast Faking Hitler, der die Geschichte aus Sicht von Heidemann und Kujau anhand von Originalmitschnitten von Telefonaten der beiden erzählt. Eine gleichnamige RTL+-Serie bereitete 2021 den Weg bis zur Veröffentlichung der Tagebücher auf.
2023, 40 Jahre nach dem Skandal, wurden 52 der insgesamt 58 Kladden an das Bundesarchiv in Koblenz übergeben. Sie sollten nach einer archivarischen Bestandsaufnahme digitalisiert und gemäß Bundesarchivgesetz in digitaler Form zur Verfügung gestellt werden.
Bundesarchiv-Präsident Michael Hollmann sagte einer Mitteilung zufolge, die gefälschten Tagebücher hätten in den 1980er-Jahren das Potenzial besessen, die brutalen Verbrechen des Nationalsozialismus zu verharmlosen. „Es ist gut, dass die Zeugnisse dieses schwierigen Kapitels bundesrepublikanischer Nachkriegsgeschichte nun im Bundesarchiv gesichert und im Kontext der authentischen Quellen als Fälschungen kenntlich gemacht werden können.“