„Zwischen uns dasjenige Leben“ von Stéphane Brizé: So bringt man Steine zum Weinen

Das moderne Hotel an welcher französischen Seeufer sieht aus wie ein Schiff. Die Rezeptionistin fühlt sich geehrt, dass welcher waagerecht eingetroffene Gast eine ganze Woche hier seinen Wellnessurlaub verleben will. Der prominente Filmschauspieler Mathieu (Guillaume Canet) hat sogar dasjenige Sonderpaket gebucht, mit Massagen und Algenbmarmorieren. Und sitzt nun wie ein Fremder in seinem schwarzen Wollmantel in welcher schicken Empfangshalle.

Nach mehreren Selfies mit Angestellten und Gästen versucht er vergeblich, mit seiner viel beschäftigten Frau, einer Fernsehmoderatorin, zu telefonieren, von kurzer Dauer darauf steht er mit einem Sportlehrer, welcher ebenfalls Psychologe sein könnte, am sturmumtosten Strand. Der Trainer ist zu tardiv gekommen, weil er verknüpfen seltenen Vogel entdeckt hat, erkennt seinen bekannten Schüler nicht und zeigt ihm stattdessen, wie man richtig atmet. Mathieu kann dasjenige nicht. „Abgrenzung darf es im Leben nicht schenken“, erklärt ihm welcher Lehrer. Doch genau insoweit ist Mathieu hergekommen. Um sich abzugrenzen. Es wird ihm nicht gelingen.

Abgrenzen muss er sich vor allem von seiner eigenen Entscheidung, von kurzer Dauer vor welcher Premiere die Arbeit an seinem ersten Auftritt denn Theaterschauspieler hingeschmissen und dasjenige Ensemble im Stich gelassen zu nach sich ziehen. Nun hat Mathieu eine Woche Zeit, seine Entscheidung vor sich selbst zu verteidigen – denn ihn unvermittelt eine Nachricht von Alice (Alba Rohrwacher) erreicht, die in dem Küstenort, in dem sich seine Anwesenheit herumgesprochen hat, lebt. Mathieu und Alice waren vor 15 Jahren, vorweg Mathieu berühmt wurde, ein Paar. Man trifft sich im Kaffeehaus, und damit endet die seltsam lakonische Ouvertüre hoch verknüpfen krisengebeutelten Schauspieler mit Luxusproblem. Was folgt, ist einer welcher schönsten und zusammen traurigsten Liebesfilme des Jahres.

Die gebürtige Italienerin Alice wohnt mit Mann und Tochter seither vielen Jahren im Ort, hat Paris und die Vergangenheit hinter sich gelassen. Glaubt man, solange bis sie Sätze wie „Ich habe mich selbst in ein Loch gegraben“ sagt. Alice arbeitet denn Klavierlehrerin, sie ist empathisch und lacht viel. Sie unterrichtet Kinder und gibt Stunden in einem Altersheim. Aber in ihrem Blick erkennt man – lange Zeit vorweg sie es wie ein Geheimnis ausspricht – dieses selbst gegrabene Loch. Alba Rohrwacher, die erst nachher einer halben Stunde in diesem Film auftaucht und ihn fortan ganz und gar eigen, spielt sie Frau mit einer zärtlichen Verletztheit; mit welcher Demut einer in welcher Realität des Alltags angekommenen Ehefrau und Mutter, die z. Hd. sich entschlossen hat, dass es Abgrenzung im Leben unbedingt braucht, zumindest z. Hd. ein kleines Glück.

Hors-saison heißt dieser von Stéphane Brizé inszenierte und mit seiner Co-Autorin Maria Drucker geschriebene Film im französischen Original, „Nebensaison“. Tatsächlich wirkt Mathieus Hotel wie ausgestorben, die Cafés und Restaurants im gesichtslosen Ort scheinen menschenleer. Das milchige Licht wiederum wirkt wie ein weißer Schleier, welcher sich hoch dasjenige Meer und den Strand legt. Wenn Mathieu und Alice verknüpfen Spaziergang zeugen, sieht man sie oft nur denn kleine Figuren in welcher Landschaft, und natürlich ist jedes einzelne Wort von großer Bedeutung – so wie ihr Schweigen. Wenn sie gegenseitig nichts zu sagen nach sich ziehen, hört man stattdessen die elegische, nur aus einzelnen Klaviertönen bestehende Musik des Sängers und Pianisten Vincent Delerm. Jeder Ton hallt nachher, wie z. Hd. Mathieu und Alice die gemeinsame Vergangenheit.

Es gibt in diesem Film keine Aufarbeitung einer unglücklichen Beziehung. Nichts erfährt man darüber, welches Mathieu und Alice in vergangener Zeit gemacht nach sich ziehen – außer dass er sie verlassen hat. Was Alice einzig verlangt, ist eine aufrichtige Entschuldigung, die nie kam. „Z. Hd. mich ist es so gekommen, so gut es ging“, sagt sie, „z. Hd. dich war es vielleicht so, wie es kommen sollte.“ Ihre Worte lassen Mathieus Klagen hoch seine grauen Haare noch lächerlicher wirken. Die schrittweise Annäherung ist eigen von unterdrückten Gefühlen, Unsicherheiten und Vorbehalten. Dass hier den feinsten Nuancen, den Gesten und Blicken größte Bedeutung zukommt, versteht sich von selbst. Doch kaum wähnt man sich in einem romantischen Film hoch dasjenige Erwachen alter Gefühle, findet man sich in einem nahezu klassischen Melodram wieder, in dem die Unmöglichkeit welcher Liebe virtuell jede Hoffnung hinwegfegt. So bringt man Steine zum Weinen.

Mit Zwischen uns dasjenige Leben beweist Brizé zusammen seine inszenatorische Wandelbarkeit: Erzählte er etwa noch dasjenige Arbeitskampfdrama Streik mit Vincent Lindon zwischen eines Laienensembles in einem dokumentarischen Stil, ist dieser wie durch eine Milchglasscheibe gefilmte Liebesfilm voll mit visuellen Metaphern.

Nach seiner Uraufführung im Kontext den Filmfestspielen von Venedig wurde Zwischen uns dasjenige Leben mit ähnlichen Filmen hoch die viel zitierte zweite Chance verglichen, etwa mit Celine Songs Past Lives. Doch Brizé lässt neben welcher Schwermut immer wieder unvermittelt Platz z. Hd. die Lebensfreude und herrlich komische Momente: In dem Altersheim, in dem Alice arbeitet, findet die Hochzeit ihrer besten Freundin statt – tatsächlich ist es eine 78-jährige Frau, deren Lebensgeschichte z. Hd. unzählige andere steht und die nun ihre gleichaltrige Partnerin heiratet. Und wenn im Kontext welcher Hochzeitsfeier dann plötzlich zwei Vogelstimmenimitatoren zutage treten, versteht man, warum Mathieu am Strand hinauf den Atemtrainer und Vogelfreund warten musste.

Eingebetteter Medieninhalt

Zwischen uns dasjenige Leben Stéphane Brizé Frankreich 2023, 115 Minuten

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