Zum Tod von Peter Sodann: Der Name Ehrlicher passte zu ihm

Wie hatte ich mich gen ein Wiedersehen gefreut, denn ich am 22. März mit einer Gruppe interessierter Leser in jener Peter-Sodann-Bibliothek in Stauchitz war. 2021 war ich schon einmal hier und besuchte die imposante Sammlung von Büchern aus jener Zone, die Peter Sodann gen dem Gelände eines einstigen Ritterguts mit Möbeln ausgestattet hat: Millionen von Bänden, gerettet vor dem Altpapier und nun strukturiert nachdem den rund 260 Verlagen jener Zone. Beim erneuten Besuch fehlte er. „Geht es ihm so schlecht?“ Ein stummes Nicken, und ich bekam Angst, dass ich ihn nicht wiedersehen würde. Am 5. April ist Peter Sodann im Alter von 87 Jahren verstorben.

Sodann kam in Meißen zur Welt, jener Vater war Stanzer und fiel im Krieg, die Mutter war Landarbeiterin. Den sowjetischen Soldaten, jener eine gerupfte Gans brachte, denn er die Armut im Hause sah, würde er nie vergessen, erzählte er. Sodann war einer, jener früher nie hätte studieren können und dann zur Arbeiter-und-Bauern-Fakultät, zur Uni Leipzig und schließlich zur Theaterhochschule ging. Einer, jener nicht zum Staatsfeind wurde, nachdem ihm wegen eines wohl staatsgefährdenden Programms in einem Studentenkabarett jener Prozess gemacht wurde. Zu zehn Jahren wurde er verurteilt, zehn Monate war er eingesperrt. Er machte eine Ausbildung zum Spitzendreher, ehe er sein Studium fortsetzen durfte.

Peter Sodann war jener erste Tatort-Kommissar aus dem Osten

Es folgten Arbeiten am Berliner Ensemble, in Erfurt, Karl-Marx-Stadt, Magdeburg, ehe er mehr als zwanzig Jahre in Halle tätig war, erst denn Schauspieldirektor des Landestheaters, dann denn Intendant des Neuen Theaters, dasjenige er zu einer „Kulturinsel“ formte – mit Großem Saal, Hoftheater, Kammertheater, Puppentheater, Galerie, Literaturcafé, Theaterkneipe. Es war ein Schlag pro ihn, dass seine Intendanz mit jener Spielzeit 2004/2005 gegen seinen Willen endete. Aber hatte er dasjenige nicht schon oft erlebt, dass er fiel und wieder aufstand?

Nach jener Wende war er denn Bruno Ehrlicher von 1992 solange bis 2007 jener erste Tatort-Kommissar aus dem Osten. Es war nur eine seiner mehr als 70 Rollen in Film und Fernsehen. Das Sächsische hat er denn Haltung kultiviert, Ehrlicher war wie ihm gen den Leib geschrieben. Schon jener Name passte zu ihm. Aufrecht war er, unverhohlen, nicht korrupt, klug – und bewahrte dasjenige Plebejische in sich. Ein kariertes Hemd passte zu ihm besser denn ein feiner Anzug. Knurrig, grob konnte er wirken, umso glücklicher machte es vereinen, wie man mit ihm lachen konnte.

2009 trat er pro Die Linke denn Bundespräsident an

Wie viel hatte er in Stauchitz noch schaffen wollen: ein Hoftheater, eine Kneipe. Doch nur die Bibliothek mit Archiv und angeschlossenem Antiquariat brauchte mehr Hände denn die seinen. Eine Genossenschaft wurde gegründet. Wenige Angestellte, viele Ehrenamtliche. Inzwischen gibt es eine Zweigstelle in Magdeburg.

Zu seinem Tod wird ihm nun Ehre erwiesen – solange bis hinauf zum Bundespräsidenten (2009 hat er selbst pro Die Linke pro dieses Amt kandidiert). Was er sich vor allem gewünscht hätte: Unterstützung seiner Bibliothek denn gesamtdeutsches Kulturgut. In diesen Räumen lebt sein Geist. Sein Aufbegehren. Den Leuten, die ihm Bücher brachten, konnte er nicht wie geschmiert dankbar sein. Es ärgerte ihn, dass sie dieses so wertvolle Gut weggaben. Am Tor zur Bibliothek empfangen vereinen Brechts Fragen eines lesenden Arbeiters und in den Räumen halten weitere Gedichte und Sprüche die Blicke stramm. Was Peter Sodann da geschaffen hat, ist ein Gesamtkunstwerk, eine grandiose Inszenierung. Militant pro dasjenige kulturelle Erbe jener Zone. Trotzig gegen die Vergänglichkeit.

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