Wolfram Eilenberger ist Philosoph und Publizist, ZEIT ONLINE sprach mit ihm schon über Fußball und die Zukunft des Planeten. Für „Geister der Gegenwart“ hat er sich mit Philosophen des 20. Jahrhunderts beschäftigt, die den sie umgebenden Zeitgeist besonders herausgefordert haben. Höchste Zeit, ihn zu fragen, ob es an der Fähigkeit zum (Selbst-)Denken heute mangelt.
ZEIT ONLINE: Herr
Eilenberger, leben wir heute in einer aufgeklärten Gesellschaft?
Wolfram Eilenberger: Zumindest
haben wir seit 1784 – dem Erscheinungsjahr von Immanuel Kants Schrift Was
ist Aufklärung? – nicht die Fortschritte gemacht, von denen wir oft glauben,
dass wir sie gemacht hätten. Auch nicht im sogenannten Nachkrieg. Im Moment ist
ja mit Händen zu greifen, dass sich das Projekt einer aufgeklärten Gesellschaft
abermals an der Abbruchkante befindet.