Wissenschaftsverlag Springer Nature plant Börsengang

Der Berliner Wissenschaftsverlag Springer Nature soll noch in diesem Jahr an die Frankfurter Börse gebracht werden. Das hat der Verlag am Donnerstag angekündigt. Springer Nature gilt schon seit geraumer Zeit als Börsenkandidat. Es ist nicht der erste Anlauf für einen Börsengang des Verlags. Schon im Jahr 2018 war ein Börsengang geplant, doch die Eigentümer bliesen das Vorhaben damals wegen eines schwachen Börsenumfelds ab.

Springer Nature ist im Jahr 2015 aus der Fusion von Springer Science mit der Holtzbrinck-Tochtergesellschaft Macmillan Science & Education entstanden. Heute gehört der Wissenschaftsverlag der Stuttgarter Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck (53 Prozent) und dem Finanzinvestor BC Partners , der im Jahr 2013 eingestiegen war.

Die Aktien für den Börsengang sollen laut Mitteilung aus einer Kapitalerhöhung in Höhe von 200 Millionen Euro kommen und zudem aus dem Verkauf bestehender Aktien aus dem Eigentum von BC Partners. Die Verlagsgruppe Holtzbrinck will zum Börsengang keine Aktien verkaufen. Der Erlös aus der Kapitalerhöhung ist laut Mitteilung zum Schuldenabbau vorgesehen.

Wissenschaftsmarkt im Umbruch

Zu Springer Nature gehören neben Fachbuchverlagen rund 3000 Fachzeitschriften, in denen Wissenschaftler ihre Forschungsergebnisse publizieren. Zu den bekanntesten gehören „Nature“ und „Scientific American“. Allein im Jahr 2023 wurden in Publikationen des Verlages rund um die Welt mehr als 420.000 wissenschaftliche Aufsätze veröffentlicht. Das Unternehmen hat mit seinen rund 9000 Mitarbeitern im vergangenen Jahr einen Umsatz von 1,85 Milliarden Euro erwirtschaftet und dabei einen Gewinn nach Steuern in Höhe von rund 500 Millionen erzielt. Springer Nature erwartet, dass der globale Markt für Wissenschaftspublikationen weiter wächst. Für die kommenden Jahre bis 2029 erwartet das Unternehmen eine Wachstumsrate des Gesamtmarkts von 3,1 Prozent im Jahr.

Im Zuge der Digitalisierung wandelt sich der Markt derzeit stark, der wichtigste Trend sind sogenannte Open-Access-Publikationen, bei denen die Artikel frei zugänglich für Wissenschaftler sind. Dadurch verändert sich aber teils auch die Finanzierung durch eine Umstellung von Abonnementpreisen hin zu Veröffentlichungs-Gebühren je Artikel. Beides wird in der Regel letztlich von den Universitäten und anderen Wissenschaftsorganisationen bezahlt. Springer Nature sieht sich als einer der Pioniere im wachsenden Open-Access-Markt.

In Deutschland gibt es seit Jahren kaum Börsengänge – und in diesem Jahr bisher nur zwei: Der Finanzinvestor CVC brachte die Parfümeriekette Douglas in Frankfurt aufs Parkett, das Private-Equity-Haus Triton den Rüstungszulieferer Renk . Auch im Falle Springer Nature wird der Aktienverkauf nun aus dem Bestand einer Beteiligungsgesellschaft kommen, nämlich BC Partners.

Die Beteiligungshäuser steuern einen großen Teil zur Aktivität an Börsengängen (Initial Public Offerings, IPOs) bei – daran dürfte sich wenig ändern, schon wegen des hohen Bestands an Unternehmen, die relativ lange in den Portefeuilles liegen. „Mindestens die Hälfte der IPO-Volumina in Europa, aber auch in Deutschland allein, wird nach wie vor aus Private-Equity-Hand kommen“, nennt als Schätzung Thomas Thurner, Eigenkapitalmarktchef von Morgan Stanley im deutschsprachigen Raum. Die US-Bank rechnet damit, dass das Geschäft nach der Flaute hierzulande binnen eineinhalb Jahren anzieht. Er halte „in Deutschland in den nächsten achtzehn Monaten bis zu zehn“ Börsengänge für möglich, sagte Thurner diese Woche auf einem Pressegespräch in Frankfurt. „Ich wäre sehr enttäuscht, wenn es weniger als fünf sind.“

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