Winfried Kretschmann: „Wir sind richtig am Abschiffen“

Der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, ist nach eigenen Angaben vom Rücktritt des Grünen-Parteivorstandes überrascht worden. Es habe für ihn „keine Anzeichen“ dafür gegeben, sagte Kretschmann im Gespräch mit ZEIT-ONLINE-Chefredakteur Jochen Wegner und Christoph Amend, Editorial Director der ZEIT. Dennoch sei der Schritt richtig und biete die Möglichkeit für einen Neuanfang.

Nach den Misserfolgen bei mehreren Wahlen hatte die Grünen-Spitze an
diesem Mittwoch personelle Konsequenzen gezogen: Ricarda Lang und Omid Nouripour
gaben in Berlin den Rücktritt des gesamten Parteivorstandes im November bekannt. Wie ZEIT ONLINE-Autorin Jana Hensel analysiert, soll damit auch Kanzlerkandidat Robert Habeck geschützt werden.

Die Parteichefs Lang und Nouripour hätten einen „ganz schwierigen Job“ gehabt, sagte Kretschmann und verwies dabei auf die zahlreichen Streitereien in der Ampel-Koalition. Die Situation der Grünen analysierte er so: „Wir haben schwere Niederlagen erlitten und wir sind richtig am Abschiffen.“

Angesprochen auf Franziska Brantner, parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium, deren Name im Kontext einer möglichen neuen Parteiführung derzeit am häufigsten fällt, zeigte sich Kretschmann zufrieden – ohne sich genauer zu der Personalie zu äußern. Brantner gilt als harte Reala und steht für einen sehr pragmatischen, mittigen Kurs, wie Kretschmann selbst auch. 

Kretschmann kritisiert „gesinnungsethischen Überschuss“

Dass seine Parteilinie Oberhand gewinne, könne nicht verwundern, sagte Kretschmann. Bei den Linken herrsche „immer dieser gesinnungsethische Überschuss“, der „in Bekenntnissen“ lande. Man wolle „Recht haben“, aber in Wirklichkeit müsse man „Recht bekommen“, sagte Kretschmann. In einer Demokratie brauche man Mehrheiten. Kretschmann sagte, er habe sich deswegen von der „ganzen linken Denke“ verabschiedet. Als Student hatte sich Kretschmann im Umfeld kommunistischer Gruppen bewegt.

Kretschmann ist seit 2011 Ministerpräsident von Baden-Württemberg und der einzige Regierungschef der Grünen in Deutschland.

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