- Wählerinnen und Wähler haben erneut über die Zusammensetzung des Berliner Abgeordnetenhauses sowie der Bezirksverordnetenversammlungen (BVV) abgestimmt.
- Das Berliner Landesverfassungsgericht hatte die Wahlen von 2021 wegen „schwerer systemischer Fehler“ für ungültig erklärt. Daher musste sie wiederholt werden.
- Alle Informationen rund um die Wahlwiederholung finden Sie auf unserer Themenseite.
- Neben eigenen Recherchen verwenden wir auch Material der Nachrichtenagenturen dpa, AP, AFP, KNA und Reuters.
Wichtige Beiträge
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Berliner Grüne wollen Koalition fortsetzen
Wer eine denkbare Verlängerung von Rot-Rot-Grün anführen könnte, ist noch offen – zu nah liegen Grüne und SPD beieinander – doch die Grünen Berlins haben sich bereits positioniert: Sie wollen die Zusammenarbeit mit Linken und SPD fortsetzen.„Unsere Präferenz ist das Regierungsbündnis mit Rot-Rot“, sagte Landes-Ko-Parteichefin Susanne Mertens der Nachrichtenagentur Reuters. Damit folgt sie offenbar der Stimmung in ihrer Partei: Bei der Wahlparty der Grünen löste die Nachricht über eine rechnerische Mehrheit von Schwarz-Grün Buhrufe aus.
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Fabian Sommer/dpaKai Wegner (CDU)
Kai Wegner: „Herzlichen Dank für diesen klaren Regierungsauftrag“
Der CDU-Spitzenkandidat hat sich bei den Berliner Wählerinnen und Wählern für das vorläufig gute Abschneiden seiner Partei bedankt. „Die Menschen wollen einen politischen Wechsel“, sagte Kai Wegner auf der CDU-Wahlveranstalung. Seine Partei sei angetreten mit dem Motto: „Wir wollen, dass Berlin funktioniert.“Statt ein Gegeneinander wie „Fahrrad gegen Auto“ oder „Innenstadt gegen Außenbezirke“ wolle man dafür sorgen, dass die Stadt wieder zusammengeführt werde, sagte Wegner. Der Auftrag der CDU sei es jetzt, eine stabile Regierung zu bilden.
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Die CDU jubelt
Die Wählerinnen und Wähler in Berlin haben die rot-grün-rote Koalition abgestraft und die CDU erstmals seit mehr als 20 Jahren wieder zur stärksten Partei gemacht.Fabian Sommer/dpaCDU-Anhänger jubeln
Auch prominente Unterstützer wie Dieter Hallervorden freuen sich über das Ergebnis. -
„Es ist nicht Platz eins geworden“
Die amtierende Bürgermeisterin Franziska Giffey hat die Niederlage der SPD eingestanden: „Es ist nicht Platz eins geworden“, sagte sie. Ob es der zweite oder dritte Platz sein werde, wisse man noch nicht.Die SPD hat im letzten Jahr in einer krisenhaften Zeit, in einer schwierigen Situation (…) alles gegeben. (…) Wir haben zusammen gekämpft.Franziska Giffey
Fabrizio Bensch/ReutersEnttäuschte Gesichter bei der SPD nach Bekanntwerden der ersten Prognosen
Nahezu entschuldigend fügte sie hinzu, die SPD habe nur ein Jahr Zeit gehabt, die Wähler zu überzeugen. „Und ein Jahr ist kurz.“Ihre Hoffnung hat die Bürgermeisterin aber offenbar nicht aufgegeben: Es müsse auch eine Aufgabe für die SPD sein, eine Mehrheit zu bilden.
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Wahlbeteiligung deutlich gesunken
Es gibt neue Zahlen zur Wahlbeteiligung. Diese lag bei 63,5 Prozent, nach etwa 75,4 Prozent im September 2021. 2016 waren es 66,9 Prozent. -
Kevin Kühnert: „Selbstverständlich schmerzt das“
Der SPD-Generalsekretär bedauert das voraussichtlich schlechte Abschneiden seiner Partei. Das sei nicht das Ergebnis, was sich die SPD gewünscht habe, sagte Kevin Kühnert im ZDF.Der CDU ist es gelungen, in diesem Wahlkampf einen Nerv zu treffen, bei einem Teil der Menschen in der Stadt.SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert
Zugleich machte der SPD-Politiker deutlich, dass seine Partei ihre Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey im Amt halten will. „Wir wünschen uns in der SPD, dass sie das weiter tun kann. Dafür haben wir diesen Wahlkampf gemacht, dass sie Regierende Bürgermeisterin bleiben kann.“ Kühnert fügte hinzu: „Wer regieren möchte am Ende in Berlin, der muss eine Mehrheit hinter sich versammeln.“ -
Giffey laut Umfrage beliebteste Kandidatin
Die CDU hat die Wahl klar gewonnen – bei einer theoretischen Direktwahl des Bürgermeisters oder der Bürgermeisterin hätte Unionskandidat Kai Wegner jedoch nicht die Führung.Fabrizio Bensch/ReutersFranziska Giffey am Vormittag vor einem Wahllokal
So sagten laut einer Umfrage von infratest dimap für die ARD 32 Prozent der Wählerinnen und Wähler, sie würden Franziska Giffey bevorzugen, vier Prozentpunkte weniger als im September 2021. Für Wegner würden sich 27 Prozent entscheiden (plus zehn Prozentpunkte), für Grünenkandidatin Bettina Jarasch nur 17 Prozent (plus fünf Prozentpunkte).Mit 24 Prozent würde jeder vierte Wähler demnach niemanden der drei gerne im höchsten Regierungsamt der Hauptstadt sehen.
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Sitze und Koalitionen
Ausgehend von der 18-Uhr-Prognose der ARD sähe die Sitzverteilung im Abgeordnetenhaus so aus:CDU: 47 Sitze
SPD: 32 Sitze
Grüne: 32 Sitze
Linke: 21 Sitze
AfD: 15 SitzeBei insgesamt 147 Sitzen hätten folgende Koalitionen eine Mehrheit:
Rot-Rot-Grün – oder Grün-Rot-Rot – lägen mit 85 Sitzen deutlich über den benötigten 74 Sitzen.
Mit jeweils 79 Sitzen hätten auch Schwarz-Rot oder Schwarz-Grün eine Mehrheit, beide Optionen gelten aber als unwahrscheinlich. Noch unwahrscheinlicher, aber ebenfalls denkbar: Eine sogenannte Kenia-Koalition aus CDU, SPD und Grünen, die auf 111 Sitze käme. -
ZDF-Prognose um 18 Uhr
Auch das ZDF legt seine erste Prognose vor.CDU: 28,0 Prozent
SPD: 18,0 Prozent
Grüne: 18,0 Prozent
Linke: 13,0 Prozent
FDP: 5,0 Prozent
AfD: 9,0 Prozent
Andere: 9,0 Prozent -
CDU klar vorn, SPD und Grüne gleichauf – FDP wankt
Die 18-Uhr-Prognose der ARD ist da. Demnach deuten die ersten, auf Nachwahlbefragungen basierenden Zahlen auf einen klaren Wahlsieg der CDU hin:CDU: 27,5 Prozent
SPD: 18,5 Prozent
Grüne: 18,5 Prozent
Linke: 12,5 Prozent
AfD: 9,0 Prozent
FDP: 4,5 ProzentSonstige: 9,5 Prozent
Fabian Sommer/dpaCDU-Kandidat Kai Wegner bei der Stimmabgabe
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Geringe Wahlbeteiligung
Es zeichnet sich eine geringere Wahlbeteiligung ab als bei der Wahl 2016. Um 16 Uhr lag sie bei 48,8 Prozent, wie die Landeswahlleitung mitteilte. 2016 lag die Wahlbeteiligung zum gleichen Zeitpunkt bei 54,3 Prozent. Die Abstimmung in den 2.257 Berliner Wahllokalen sei weiter ruhig verlaufen, sagte Landeswahlleiter Stephan Bröchler. Bei der Angabe zur Beteiligung wurden nach seine Angaben die ausgestellten Wahlscheine berücksichtigt. -
Erinnerung an Pannenwahl unerwünscht
2021 kam es auch in den Wahllokalen für die Bezirke 110 und 109 in Berlin-Mitte zu erheblichen Verzögerungen. „Ich wähle immer hier, eigentlich läuft immer alles super“, sagt eine Frau ZEIT ONLINE. „Außer letztes Mal, als die Stimmzettel fehlten.“ Menschen, die heute reibungslos in der Papageno-Grundschule wählen können, erinnern sich an lange Warteschlangen.Leon Holly/ZEIT ONLINEDer Eingang der Papgeno-Grundschule in Berlin-Mitte
Wie der Tagesspiegel unter Berufung auf eine Wahlhelferin berichtete, ging man 2021 hier knapp eine Stunde vor Schließung der Wahllokale zu Fuß los, um anderswo noch Stimmzettel zu organisieren. Das bestätigen heute auch Wahlhelfer des Bezirks 109 ZEIT ONLINE. Der Leiter des Nachbarbezirks 110 sei persönlich losgelaufen, um an der nahegelegenen Hemingway-Schule Stimmzettel zu besorgen.Ebenjener Leiter gibt sich heute wortkarg. Erinnerungen an die Ausnahmesituation vor rund eineinhalb Jahren scheinen ihm zu missfallen – obgleich die Verantwortung für die fehlenden Wahlzettel wohl kaum bei den individuellen Wahllokalen liegt. Mit seinem Wahlhelferteam ist er heute in einen Container neben der Schule umgezogen, um im Vergleich zur ursprünglichen Wahl mehr Platz zu haben. Zu den Vorkommnissen von 2021 will er sich auf Anfrage nicht äußern. „Jetzt geht alles seinen Gang“, sagt er nur. -
Wahlbeobachter loben Organisation
Die Wahlbeobachter des Europarats, die sich angesichts der pannenreichen Vorgeschichte der Wahl deren Ablauf anschauen, sind bisher offenbar zufrieden. „Der Gesamteindruck ist, dass alles wirklich gut läuft“, sagte Delegationsleiter Vladimir Prebilic der Nachrichtenagentur dpa.Die Dinge sind wirklich gut organisiert, muss ich sagen.Leiter der Wahlbeobachter-Delegation Vladimir Prebilic
Axel Heimken/dpaDas „Xantener Eck“ ist eine der ältesten Kneipen Berlins – und fungiert als Wahllokal
In kleinen Teams besuchte die zehnköpfige Delegation, die der Kongress der Gemeinden und Regionen des Europarats entsandt hat, Wahllokale in allen zwölf Bezirken. Prebilic zufolge sprachen sie mit Wahlvorständen und beobachteten die Abläufe. Die Wahlhelfer hätten gewusst was zu tun sei, lange Schlangen habe es nicht gegeben, auch beschwerte sich laut dem Delegationsleiter niemand.„Wir sind sehr zufrieden mit dem, was wir gesehen haben“, sagte Prebilic. Die Änderungen zur vergangenen Wahl seien ersichtlich: Es gebe mehr Urnen, mehr Wahlhelfer und weniger Wahlberechtigte pro Wahllokal. Auch Stimmzettel würden in größerer Zahl vorgehalten.
Lediglich einen Vorschlag machte der Delegationsleiter: Er empfahl durchsichtige Wahlurnen, um Transparenz und Vertrauen zu schaffen.