Wie Hillary mit dieser Clinton-Dynastie trotz Wahlschlappe die Demokratische Partei prägte

Man kennt sie vornehmlich als 2016 gegen Donald Trump unterlegene Präsidentschaftskandidatin. Am 7. November 2000 jedoch gewann Hillary Rodham Clinton zunächst einmal die Wahl zur Senatorin im Staat New York. Sie war zuvor für zwei Jahrzehnte First Lady von Arkansas (Gatte Bill war Gouverneur), danach First Lady der USA während der Präsidentschaft von Bill Clinton zwischen 1993 und 2001. Hillary war 53 beim Start ihrer eigenen politischen Karriere. Aus der Clinton-Dynastie wurde trotz des Erfolgs in New York bekanntermaßen nichts, allerdings haben „die Clintons“ die Demokratische Partei nachhaltig geprägt mit ihrem Hang zu Reformen wie der Aversion gegenüber tiefgreifendem Wandel. Ihre Leitplanken waren der Neoliberalismus und der Glaube an den freien Markt.

2000 saßen unter den 100 Mitgliedern des US-Senats nur neun Frauen. So war es schon eine Zäsur, als Clinton 2016 zur ersten Präsidentschaftskandidatin einer großen Partei wurde. Sie hielt der Nation den Spiegel vors Gesicht und verlor umso deutlicher. Donald Trump hatte den Finger am Puls verunsicherter Wähler, Clinton nicht. Außerdem hatten viele Bürgerinnen und Bürger offenbar ein Problem mit Frauen in Führungspositionen. Das sollte die Niederlage von Kamala Harris gegen Trump im November 2024 bestätigen. Kaum vorstellbar ist daher im Augenblick, dass die Demokraten beim Präsidentenvotum 2028 wieder eine Frau ins Rennen schicken.

Das Jahr 2000 war das letzte in den acht Jahren der Regierung von Bill Clinton. Der hatte ein Amtsenthebungsverfahren überstanden. Er wurde beschuldigt, unter Eid über seine Beziehung zur Praktikantin Monica Lewinsky gelogen zu haben. Der Anklage assistierte seinerzeit ein junger Anwalt namens Brett Kavanaugh, den Donald Trump 2018 während seiner ersten Präsidentschaft ins Oberste Gericht berufen sollte – trotz des Vorwurfs einer versuchten Vergewaltigung, die der Jurist bestritt.

Kandidieren durfte Bill Clinton nach zwei Amtszeiten nicht mehr. Was tut man als relativ junger Ex-Präsident? Die Clintons kauften ein Haus in Chappaqua nördlich von New York, in einer der exklusivsten Wohngegenden des Landes. Bill wollte sich neu erfinden als Chef einer wohltätigen Stiftung, Hillary wollte für den Senat kandidieren. Bill habe sie total unterstützt, schrieb sie 2003 in ihrem Erinnerungsbuch Living History. New York war ein relativ sicheres Pflaster. Der Staat wählte in der Regel demokratisch, und der demokratische Senator Daniel Patrick Moynihan hatte im Jahr 2000 bekannt gemacht, dass er nach drei Amtsperioden nicht mehr antreten werde.

Hillary Clinton griff zu, wobei sie bei der Ankündigung von Reportern gefragt wurde, wie sie in Living History schrieb, warum sie in einem Bundesstaat Senatorin werden wolle, in dem sie erst seit kurzem wohne. Das sei „eine sehr faire Frage“, räumte Clinton ein. Sie habe viel Arbeit vor sich, wolle erst einmal „unter die Menschen gehen“ und zeigen, dass politische Ziele wichtiger seien als der Ort ihrer Herkunft.

Als republikanischer Gegenkandidat schien Rudy Giuliani festzustehen, Bürgermeister von New York City, ein Politiker mit Biss, später Trump-Vertrauter und dessen Anwalt, als der behauptete, ihm sei 2020 der Wahlsieg gegen Joe Biden gestohlen worden. Über Clinton spottete Giuliani, sie stelle sich als Fan der Baseballmannschaft New York Yankees dar, ohne jemals ein Spiel dieser Equipe gesehen zu haben.

Medien erwarteten einen spannenden Wahlkampf, doch dann wurde bei Giuliani im April 2000 Prostatakrebs festgestellt, sodass er sich von seiner Kampagne zurückzog. Nachrücker war der Kongressabgeordnete Rick Lazio, ein gemäßigter Republikaner aus der Zeit vor Trumps „Make America Great Again“ (MAGA). Lazio griff ein Thema auf, das die demokratische Politikerin zeit ihrer Karriere verfolgen sollte. Man könne ihr wegen anrüchigen Gebarens nicht trauen, hieß es oft.

Dies kulminierte mit Trumps Tiraden gegen Hillary Clinton Jahre später: Sie habe als Außenministerin Barack Obamas praktisch Landesverrat begangen durch das Einrichten eines Mail-Servers außerhalb des Ministeriums. Wilde Anklagen von rechts über finanzielle Machenschaften und ethische Verfehlungen hatten die Clintons bereits im Weißen Haus ereilt. Die Namen der vermeintlichen Skandale sind heute fast vergessen, darunter „Travelgate“, als man dem Paar vorwarf, Beschäftigte im für Reisen zuständigen Büro des Weißen Hauses entlassen zu haben, um Freunde zu begünstigen. Oder „Whitewater“, bei dem es um Immobiliengeschäfte in Arkansas ging. Die inkriminierten Summen würden heute nicht einmal für ein Apartment im New Yorker Trump Tower reichen.

Zu Gast bei Trumps Hochzeit

Clinton-Rivale Rick Lazio machte bei der Senatswahl 2000 auf Lokalpatriotismus. Bei seinen Meetings wurde häufig ein Ray-Charles-Song eingespielt, der nichts mit Politik zu tun hatte, jedoch den schmissigen Refrain enthielt: „Tell your mama, tell your pa I’m gonna send you back to Arkansas“ („Sag es deiner Mama, sag es deinem Pa, ich werde dich nach Arkansas zurückschicken“). Inhaltlich war der Wahlkampf dürftig. Clinton, die sich als First Lady für eine Gesundheitsversicherung eingesetzt hatte, sprach über ärztliche Versorgung wie über Partnerschaften von Regierung und Unternehmen. Sie sei eine „neue Demokratin“. Gemeint war ihr Abstand zum „ideologischen Erbe“ des „New Deal“ mit den Regierungseingriffen in die Wirtschaft. Clinton setzte auf Pragmatismus und Kooperation mit dem „Privatsektor“. Sie war für die Begrenzung des Haushaltsdefizits und für Steuererleichterungen zugunsten der Mittelklasse.

Sie gewann schließlich mit 55 Prozent der Stimmen. Die alles beherrschende Story um diese Zeit war freilich die Präsidentschaftswahl zwischen dem Republikaner George W. Bush und dem Demokraten Al Gore. Wochenlang stand das offizielle Ergebnis nicht fest. Fernsehanstalten kürten erst Gore zum Sieger, dann Bush. Gore gratulierte Bush, zog den Glückwunsch aber wieder zurück. Alles kam auf Florida an, in dem Bushs angeblicher Vorsprung von 1.784 Stimmen in der Wahlnacht bei weiterem Auszählen schmolz. Die Republikaner wollten das weitere Zählen stoppen. Hillary Clinton betonte in einer CNN-Talkshow am 11. Dezember 2000 das Gebot überparteilicher Zusammenarbeit. Das Oberste Gericht werde sein Urteil sprechen und sie im Senat nach Gemeinsamkeiten suchen.

Am 12. Dezember urteilten die Richter mit fünf zu vier Stimmen, dass nicht weiter gezählt werden dürfe. Bush lag vorn und wurde Präsident, Hillary Clinton wurde am 3. Januar 2001 als Senatorin vereidigt.

Acht Monate später steuerten Al-Qaida-Terroristen Flugzeuge in das New Yorker World Trade Center. Der neue Präsident schaltete auf Krieg. Anfang Oktober landeten erste US-Verbände in Afghanistan. Dabei blieb es nicht. Bush wollte den gesamten Nahen Osten „umgestalten“. Im Oktober 2002 stimmte der Kongress für eine Resolution, die den Einsatz der US-Armee im Irak bewilligte, wo Diktator Saddam Hussein angeblich Massenvernichtungswaffen bauen ließ. 29 demokratische Senatoren stimmten dafür, darunter Hillary Clinton („mit Überzeugung“, wie sie erklärte) und ihr Kollege Joe Biden.

Bernie Sanders, damals Kongressabgeordneter, war dagegen. Er wollte Bush keinen Blankoscheck für einen Krieg ausstellen. Viele Menschen würden sterben, sagte Sanders im Kongress und warnte vor „unvorherbaren Konsequenzen“. Wer würde im Irak nach Saddams Fall regieren? Sanders vertrat die Meinung einer Minorität in der Demokratischen Partei. Hillary Clinton sagte Jahre später im Vorwahlkampf um die Präsidentschaft 2008 gegen Barack Obama, sie hätte mit ihrem jetzigen Wissen nicht für die Resolution gestimmt. Sie verlor gegen Obama, der sie aber zur Außenministerin ernannte.

Anfang der 2000er Jahre musste Hillary, aus Arkansas kommend, zur New Yorkerin werden und einen Platz in den oberen Kreisen einnehmen. So feierte sie im Januar 2005 mit, als Melania Knauss (34) und Donald Trump (58) heirateten. Dutzende von Kühllastwagen hätten 10.000 Blumen gebracht, wusste das Magazin People. Trump war damals noch nicht der rechte Heilsbringer der Nation. Wie die Website ballotpedia.org schrieb, soll er zwischen 1989 und 2010 mehr für Demokraten gespendet haben als für die Republikanische Partei. Laut CNN auch für Bill Clintons Stiftung. 2006 stimmte Senatorin Clinton für ein Gesetz, das einen „sicheren Zaun“ an der Grenze zu Mexiko festschrieb. Zwei Jahrzehnte später erregen sich Demokraten wie sie über Trumps „Mauer“.

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