„Wheel World“: Hurra, endlich ein Videospiel übers Fahrradfahren! Oder etwa doch nicht?

Eine Woche habe ich damit verbracht, das Universum zu retten. Nicht, indem ich ein abgebrühtes Team aus schrägen Veteranen bei einem Angriff auf den intergalaktischen Außenposten eines Despoten angeführt hätte, noch indem ich eine Reihe gut geschriebener Quests erfüllt hätte, um meinen Kriegermagier so aufzubauen, dass sie irgendeine uralte, bösartige, allmächtige Gottheit besiegen kann.

Ich habe das Universum gerettet, indem ich Rennen auf dem Fahrrad absolviert habe. Klingt lächerlich? Willkommen bei Wheel World!

Es klingt anmaßend, ein Videospiel für seine vermeintlich lächerliche Handlung zu kritisieren, wo ich mich doch darüber freue, wenn Klempner Welten retten, indem sie auf Pilzen herumtrampeln, oder Igel Ähnliches in schicken Turnschuhen vollbringen. Ich habe den Arbroath FC sogar einmal im Championship Manager ins Europapokalfinale geführt. Aber die Handlung von Wheel World wirkt so plump, dass ich vermute, zehn Prozent des Codes sind Moltofil aus dem Baumarkt.

Zum Spiel: Ein Geist sitzt in deinem Fahrrad, der wie ein Totenkopf aussieht und deshalb Skully heißt. Man muss sieben verlorene Teile seines legendären Fahrrads gewinnen, indem man andere Radfahrer besiegt, die im Besitz dieser sind.

Nur dann kann Skully die Seelenkanalisation betreten, um Mount Send zu erreichen und das Ritual des Großen Wandels durchzuführen, um zum Mond zu fliegen und das Universum zu retten. Schon beim Tippen der Handlung zittern meine Finger vor Schwerfälligkeit. Es ist Lo-Fi-Hipster-Geschwätz. Und so hätte es nicht sein müssen.

Wie viel Eskapismus bietet Fahrradfahren in Games?

Die ursprüngliche Handlung des Spiels, das ursprünglich Ghost Bike hieß, drehte sich um Denkmäler am Straßenrand, die an verstorbene Radfahrer erinnern sollten. Das klingt viel besser, wurde aber zugunsten leichterer Kost verworfen. Nun, laut Mark Essen, dem Chef des Messhof-Studios: „Es gibt da ein paar alberne Überlieferungen, einen Schöpfungsmythos und Gottheiten, zu denen die Leute beten, aber es ist so: Nimm es oder lass es.“

Offenbar interessieren sich die Macher nicht so sehr für die Story. Aber wen kümmert das schon? Das ist ein Rennspiel: Da braucht man doch keine Handlung, oder? Nicht, wenn sie nervenaufreibende Achterbahnfahrten voller Spannung bieten. Aber das hier nicht.

Wheel World ist kein schlechtes Spiel, bei weitem nicht. Es ist ein ordentlicher, wenn auch viel zu simpler Versuch, das legendäre Game Tony Hawk auf zwei Räder zu setzen, die jedoch wie eine langweiligere Version von Jet Set Radio aussieht. Den „Ich sitze da und denke darüber nach, wenn ich nicht spiele“-Test hat es definitiv bestanden, was mein wichtigster Indikator dafür ist, ob mich ein Spiel interessiert oder nicht.

Aber jedes Mal, wenn ich es wieder spielte, war meine Begeisterung eher unter- als überwältigt. Man hat keine Waffen oder verrückten Power-Ups, es gibt keinen Mehrspielermodus, man kann andere Radfahrer nicht vom Rad stoßen (sie scheinen nicht einmal auf die gleiche Weise von Autos umgefahren zu werden wie man selbst), und obwohl es unzählige witzige Fahrradkonstruktionen gibt, braucht man sie eigentlich nicht. Ich habe das Spiel mit einem Bike durchgespielt, mit dem ich wahnsinnig schnell war, und mit einem anderen, mit dem ich guten Grip und gutes Handling hatte. Dafür habe ich 14 Fahrradteile verwendet. Das Spiel hat mehr als 170.

Es ist mir einfach nicht eskapistisch genug. Viele weil Dinge in diesem Spiel kann ich auch im echten Leben machen. Ich kann mich sofort aufs Rad setzen, einem anderen Radfahrer hinterherrennen, klingeln und sagen: „Hey, einsamer Wolf, ich fordere dich zu einem Rennen heraus.“ Genau wie in Wheel World. Tatsächlich ist das echte Leben sogar spannender, weil die Chance besteht, dass mir der andere Radfahrer wegen meiner arroganten Provokation den Kopf einschlägt.

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In die Pedale treten

Ich will Games, mit denen ich Dinge tun kann, die im echten Leben nicht möglich sind.

Ich habe Road Rash auf dem Mega Drive geliebt, weil ich kein Motorrad hatte. Ich kann zwar Fußball spielen, aber nicht mit den Spielern oder Tricks, die ich in FIFA auf den Platz bringen konnte. Ich werde wahrscheinlich nie Kapitän eines Raumschiffs sein – entschuldigt meinen mangelnden Ehrgeiz –, also habe ich alles von Elite bis Mass Effect geliebt.

Ich sage nicht, dass alle Spiele gigantische Explosionen und Drachen enthalten sollten. Ich verstehe den Reiz von Farm-, Zug- und Bussimulationen total: Sie wecken Interesse und machen das Ganze interaktiv. Es gibt nur eine begrenzte Anzahl von Leuten, die im echten Leben als Zugfahrer arbeiten können, also wenn du zwei Stunden am Tag virtuell damit verbringen willst – bitte, gerne. Es macht mir sogar nichts aus, wenn du dabei einen komischen Hut trägst.

Ich glaube, da draußen wartet weiterhin ein cooles Fahrradspiel darauf, entwickelt zu werden. Die Steuerung wird immer defizitär sein, denn das Gedrückthalten einer Taste zum Pedale treten ist nicht annähernd realistisch, während das Drehen eines Daumensticks, um schneller zu fahren, wie bei einer Kreisbewegungsversion von Track & Field, sehr schnell nervig (und schmerzhaft) werden würde.

Es könnte eine Fahrradkurierversion von Crazy Taxi geben oder ein Spiel, das die Freude am Fahrradfahren als Kind nachahmt: Alles dreht sich um Wheelies, Backies und das Aufhängen verschiedener Fußballkarten mit Wäscheklammern in den Speichen, um ein Motorradgeräusch zu erzeugen. Bis dahin werde ich mit den Erinnerungsstücken von Dave Mirra Freestyle BMX auf der PlayStation überleben, dem originalen und einzig wahren zweirädrigen Rip-off von Tony Hawk.

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