Westdeutscher Rundfunk-Intendantin: Warum Katrin Vernau eine gute Wahl ist – WELT

Katrin Vernau wird ab dem kommenden Jahr den WDR als Intendantin führen. Der Rundfunkrat hat sich damit für eine Reformerin aus dem Haus entschieden. Vernau ist Verwaltungschefin des Senders, war aber zwischendurch Interims-Intendantin beim skandalgeschüttelten RBB, den sie finanziell wieder auf Spur brachte. Ihre Entscheidung, nicht beim RBB zu kandidieren, als die gröbste Arbeit beim RBB beendet war, irritierte damals, erweist sich nun aber als die richtige persönliche Karrierestrategie.

Interessant ist, dass Jörg Schönenborn, der sehr einflussreiche Programmdirektor des WDR, die Stichwahl am Donnerstag knapp verpasst hat. Was zeigt, dass der Rundfunkrat dem Sender für die Nachfolge von Tom Buhrow einen stärkeren Wandel verordnen will, als er von Schönenborn zu erwarten gewesen wäre. Zum einen hätte Schönenborn vermutlich nur eine Amtszeit amtieren können, zum anderen verkörpert er zwar Kernkompetenzen des Senders, nicht aber in ausreichendem Maße die geforderte Veränderung.

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Aufschlussreich ist ebenfalls, dass Helge Fuhst, der zweite Chefedakteur von ARD aktuell, einen starken Eindruck hinterlassen hat. Fuhst kam neben Vernau in die Stichwahl, verlor dann allerdings recht deutlich. Das war kein Misstrauensvotum gegen Fuhst, sondern ein Sieg für den Journalisten. Die Entscheidung für ihn wäre mutiger gewesen, für Fuhst wird es aber nicht die letzte Intendantenwahl gewesen sein.

Alles in allem war das also mal eine gute, weil offene Intendantenwahl beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Im Herbst wird die Rundfunkkommission der Länder einen hoffentlich umfassenden Reformvorschlag vorlegen. Da braucht es Intendanten, die bereit sind, neue Wege zu gehen – und sich darauf zu konzentrieren, was den öffentlich-rechtlichen Rundfunk im Kern ausmacht. Vernaus Vorteil ist, dass sie eine Karriere außerhalb des WDR gemacht hat, als Unternehmensberaterin bei Roland Berger.

„Wir brauchen den Mut zu Veränderungen, mit dem Blick auf das, was notwendig ist, aber auch das, was machbar ist“, hat Vernau nach ihrem Sieg gesagt. Machbarkeit steht im Vordergrund – und die schnelle Umsetzung dessen, was eben machbar ist. Das Regionale und das Digitale sollen im Vordergrund stehen, für „Prestige-Projekte“ wie beim RBB sei sie nicht zu haben. Es brauche jetzt „Unerschrockenheit“. Klingt nach einem Plan.

Source: welt.de

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