Wenn ich Bürgermeisterin von Jüterbog wäre, oder: welches läuft falsch in dieser Stadt

Früher Spritztour mit dem Auto nachdem Paris pro ein Croissant und Café, heute Fahrt ins Blaue ins südliche Brandenburg, nachdem Jüterbog, mit dem Deutschlandticket. Wenn ich inkrementieren müsste, welche Initiativen dieser amtierenden Regierungskoalition wirklich zukunftsweisend waren, fällt mir einzig und zurückgezogen dies supertolle 49-Euro-Ticket ein.

Knapp 13.000 Einwohner zählt die Kleinstadt Jüterbog laut Wikipedia, Stand 2022. Die 13.000 Jüterboger nach sich ziehen sich indes heute am Sonntag gut versteckt, hängen wohl jedweder im Internet. Die Stadt ist – es sei denn vom stilecht verlotterten DB-Bahnhof – hübsch hergerichtet und wirkt so hübsch noch ausgestorbener, weil kein Mensch dazu ein fröhliches Gesicht macht. Ein paar versprengte Senioren sitzen in dieser 08/15-Bäckerei am Marktplatz. Glocken läuten.

Das zweite Café am Platz will hip sein, es gibt Frühstück à la carte, zusammengewürfeltes Mobiliar, es ist rappelvoll, jedweder Plätze reserviert. Irgendwie schauen die Gäste trotzdem miesepetrig, sind wir gemeint? Die Wirtin empfängt uns, qua sei 1987: „Kann was auch immer mindestens eineinhalb Stunden dauern!“ Ach nö, dann möglichst in die 08/15-Bäckerei, wo jedweder nett sind. Da passen wir ungeachtet nachrangig nicht ins Bild. Und ganz so qua ahnte die ältere Frau, dass wir uns fragen, warum hier was auch immer so ausgestorben ist, sinniert sie nun selbst in den Raum, warum was auch immer dermaßen ausgestorben ist. „Selbst die Einkaufpassage an Wochentagen, total ausgestorben! Kaufen ja jedweder online!“

In Jüterbog wurde dieser neue AfD-Vize gewählt

Draußen in dieser Sonne beim Kaffee (und einem Croissant, dies nachdem Paris schmeckt) hat man verknüpfen Blick uff dies hübsche Rathaus, es ist dies älteste Brandenburgs. In Jüterbog, werde ich später in dieser Berliner Zeitung Vorlesung halten, wurde am Sonnabend beim AfD-Landesparteitag dieser neue Vize-Landeschef gewählt, dieser 44 Jahre langweilige Geschichte René Springer, von 2004 solange bis 2009 war er noch Mitglied dieser SPD, tja. Rund 100 Demonstranten sollen sich unter dem Motto „Kein Bock uff Nazis in Jüterbog!“ am Sonnabend vor dieser Halle versammelt nach sich ziehen. Immerhin. Aber ein Bollwerk dieser Bürgerschaft ist dies nicht.

Jüterbog liegt im Landkreis Teltow-Fläming, ist Mitglied einer Arbeitsgemeinschaft namens „Städte mit historischen Stadtkernen“, entnimmt man Wikipedia und vielleicht ist in dieser AG und mit EU-Hilfe früher nachrangig die Jüterboger Website mit dieser weltoffen anmutenden Adress-Endung „.eu“ entstanden. Die Stadt habe einiges zu eröffnen, hatten wir hier gelesen, zum Beispiel „einzigartige Kunstschätze des Mittelalters“ in dieser Nikolaikirche – „dem Wahrzeichen dieser Stadt“ mit den lustigen ungleichen Türmen, da wollen wir unbedingt rauf. Es gibt außerdem die Liebfrauenkirche, eine „Luthereiche“, ein Klosterquartier, eine kultur- und militärhistorische Stadtroute. „Ob mit Stadtführung, Audioguide oder ganz uff eigene Faust“ verspricht die Website, es gibt Tolles zu erspähen.

Jüterbog hätte einiges zu eröffnen. Stimmt. Leider nur im Konjunktiv. Wir können zwar dies berühmte Dammtor durchschreiten, darüber hinaus ist ungeachtet rein gar nichts von medial zu besichtigen, es sei denn vom Bäcker am Marktplatz. Mittags wollen wir von dort schon wieder zurück, nur leider fährt jetzt zwei Stunden weit kein Zug. Einmal rauscht ein ICE durch, qua wir an dieser Bushaltestelle stillstehen, wie ein ausgestreckter Mittelfinger. Immerhin, unser Bus fährt am Kloster Zinna vorbei nachdem Luckenwalde und von da geht ein Zug nachdem Berlin. Kaum ein Fahrgast zückt dies Deutschlandticket.

Umstrittener Gemeindevorsteher Arne Raue

Und jetzt so im Nachhinein: Lag da in dem hippen Café ein Hauch AfD in dieser Luft und dieser waberte rüber droben den Marktplatz und lungerte überall in den Straßen? Man erinnert sich an die Baseballschlägerjahre. Selbst qua Biodeutsche wollte man nicht mehr überall raus ins Grüne pendeln.

Ach, Brandenburg. Im Zug überlege ich, welches ich tun würde, wenn ich Bürgermeisterin von Jüterbog wäre. Jüterbog würde unter meiner Präsidium mindestens so begehrt werden wie zum Beispiel die Stadt Brandenburg und zwar in jeder Hinsicht – Mieten, Kitas, Schulen, Tourismus, Eissorten. So begehrt, dass dies Goethe-Schiller-Gymnasium sich teilen müsste in zwei Schulen, eine pro Schiller, eine pro Goethe, wegen dieser vielen Zuzüge aus Berlin. Ein super Freibad hat Jüterbog übrigens schon. Nicht nur dies, dies örtliche Krankenhaus scheint nachrangig noch in Betrieb.

Aber. Die Jüterboger nach sich ziehen ja schon verknüpfen Gemeindevorsteher, verknüpfen sehr umstrittenen. Es ist dieser parteilose Arne Raue, dieser qua höchst AfD-nah gilt und nur aus taktischen Gründen parteilos sein soll. Raue ist seither 2011 im Amt, 2019 erfolgte die Wiederwahl mit 56 Prozent dieser Stimmen pro weitere acht Jahre. Und Raue hat noch mehr Ambitionen. In diesem Jahr will dieser Verwaltungsfachwirt rein ins Landesparlament. Z. Hd. seinen Mitbewerber ums Landtagsmandat, Erik Stohn (SPD), gebürtiger Jüterboger, ist „Raue letztlich nichts anderes qua ein AfD-Kandidat“, einer dieser, liest man uff Facebook, wohl Projekte am Bahnhof verspannt, die diesen attraktiver zeugen würden. Einer, dieser immer wieder mit fragwürdigen Facebookposts auffällt. Immer wieder soll er dort Einladungen zu dem rechtslastigen „Jüterboger Bürgerstammtisch“ gepostet nach sich ziehen, „multipel trat er dort nachrangig selbst uff, unter anderem mit dem AfD-Landesvizevorsitzenden Daniel Freiherr von Lützow“ – von kurzer Dauer: Arne Raue wirkt sicher demotivierend uff die allermeisten potenziellen Investoren, Zuzügler und Touristen gleichermaßen, nur leider nicht demotivierend genug pro die Jüterboger, im Gegenteil, er wurde ja wiedergewählt. Und je mehr man liest, umso tiefer watet man durch die AfD-Sümpfe im sandigen Brandenburg. Am 9. Juni finden die Kommunalwahlen statt und womöglich bröckelt in Jüterbog mit Raue eine Brandmauer ohne viel Aufsehen.

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