733 Millionen Menschen hungern. Vor allem der Süden Afrikas und Südasien sind betroffen. Dabei gibt es große Unterschiede zwischen den Geschlechtern.
„Das Ziel, den Hunger bis 2030 zu beseitigen, scheint unerreichbar“, bilanzieren die Autoren des am Donnerstag in Berlin vorgestellten Welthunger-Index (WHI). Ihr Ausblick ist ernüchternd: „Bei gleichbleibendem Tempo wird der globale Index nicht einmal bis im Jahr 2160 – also in mehr als 130 Jahren – ein niedriges Niveau erreichen.“
„Die Gründe für Hunger, die Lösungsansätze und die benötigten finanziellen Ressourcen sind hinreichend erforscht“, stellt Miriam Wiemers, Expertin der Welthungerhilfe für den Index, gegenüber dem Freitag fest.
Umso bitterer sei es, dass die Fortschritte über die Jahre zunehmend stagnierten und es sogar rückläufige Entwicklungen gebe. Das träfe auf über 40 Länder zu. Die Folgen von Kriegen und Klimakrise seien weiterhin die größten Hungertreiber. Auch schlügen sich die diversen Krisen der letzten Jahre zunehmend negativ auf den WHI nieder.
733 Millionen Menschen hungern
Die Ernährungslage wurde in 136 Ländern untersucht. Aktuell fehle es 733 Millionen Menschen an Nahrung. Vor allem der Süden Afrikas und Südasien seien betroffen. In Burundi, Jemen, Madagaskar, Somalia, Südsudan und Tschad wird die Lage als sehr ernst eingestuft, in weiteren 36 Ländern als ernst.
Es ist inakzeptabel, dass die Weltgemeinschaft ihrer Verpflichtung, den Hunger zu beenden, nicht ausreichend nachkommt“, sagt Marlehn Thieme, Präsidentin der Welthungerhilfe.
Große geschlechtsspezifische Unterschiede
„Trotz jahrzehntelanger Rhetorik über die Notwendigkeit, Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern zu gewährleisten, besteht nach wie vor eine große Genderungleichheit. In einigen Ländern bestehen geschlechtsspezifische Unterschiede von bis zu 19 Prozent“, so die Autorinnen.
Aber es gibt auch positive Erkenntnisse, sagt Wiemers: „Fortschritte sind möglich. Das haben etwa Länder wie Bangladesch oder selbst Somalia bewiesen. Eine verbesserte Sicherheitslage und humanitäre Unterstützung in Somalia haben die Lage verbessert. In Bangladesch zeigen Investitionen in den Gesundheitsbereich insbesondere in ländlichen Gebieten Wirkung.“