Wechselkurs: „Der starke Euro frisst sich Stück z. Hd. Stück in die Marge“

Die kräftige Aufwertung des Euro im zu Ende gehenden Jahr wird die deutschen Exporteure nach Prognose von Wirtschaftsverbänden 2026 zunehmend belasten. „Der starke Euro ist kein Knockout, aber er frisst sich Stück für Stück in die Marge“, sagte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura, am Freitag. „Gerade in wettbewerbsintensiven Märkten mit hoher Preissensibilität lassen sich Wechselkursnachteile nur begrenzt weitergeben.“ Die Gemeinschaftswährung hat in diesem Jahr um mehr als zwölf Prozent zum US-Dollar aufgewertet und auch zu vielen anderen Währungen deutlich an Wert gewonnen. Das sei ein Belastungsfaktor für die preisliche Wettbewerbsfähigkeit im Export. „Er wirkt nicht abrupt, sondern schleichend“, sagte Jandura.

Auch die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) sieht in der Aufwertung einen verschärften Wettbewerbsdruck für deutsche und europäische Unternehmen, da deren Produkte auf internationalen Märkten teurer würden. „Für rund ein Drittel der auslandsaktiven Betriebe stellt die Wechselkursvolatilität inzwischen ein zentrales Geschäftsrisiko dar“, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov.

Zwar verfügen viele exportorientierte Unternehmen über Instrumente ⁠zur Währungsabsicherung. Im Mittelstand werde aber häufig nur teilweise oder projektbezogen ​abgesichert, oft mit kurzen Laufzeiten, sagte BGA-Präsident Jandura. „Viele Mittelständler fahren mit Sicherheitsgurt, aber ohne Airbag.“ Bei einem dauerhaft starken Euro steige damit der Druck auf Margen und ⁠Preise spürbar.

„Aussichten für 2026 bleiben verhalten“

Auf der Importseite entfaltet die Aufwertung aber auch positive Effekte. Rohstoffe, Energie und Vorleistungen, die in Dollar oder anderen Währungen abgerechnet werden, verbilligen sich. „Das senkt die ‍Kostenbasis der ‍Industrie und wirkt inflationsdämpfend“, sagte Jandura. „Diese Entlastung kommt jedoch nur begrenzt an, denn was der Wechselkurs spart, holen Zölle, Transportkosten und hohe Energiepreise schnell wieder zurück.“ Insgesamt bleibe der starke Euro damit ein zweischneidiges Schwert, dessen Vorteile die strukturellen Nachteile des Standorts nicht kompensieren könnten.

Ähnlich sieht das die DIHK. Trotz günstigerer ⁠Energieimporte wie Öl oder Flüssiggas (LNG), auf die die deutsche Wirtschaft angewiesen sei, zeige die aktuelle Entwicklung eines klar: Unternehmen bräuchten stabile und verlässliche Rahmenbedingungen. „Nur so lassen sich Planungssicherheit gewährleisten und Währungsrisiken wirksam steuern. Das ist entscheidend, damit sie im internationalen Wettbewerb ‌bestehen können“, sagte Hauptgeschäftsführerin Melnikov.

Der bundeseigenen Wirtschaftsfördergesellschaft Germany Trade & Invest (GTAI) zufolge werden die deutschen ‍Exporte im zu Ende gehenden Jahr nur um 0,6 Prozent auf rund 1,6 Billionen Euro zulegen. Damit würden sie das dritte Jahr ‍in Folge auf dem Niveau des Nach-Coronajahres 2022 verharren. „Die Aussichten ⁠für 2026 bleiben verhalten“, hieß es. Neben dem starken Euro werden die Exporteure noch von hohen US-Zöllen und der schwachen Nachfrage aus China ⁠belastet.

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