Nach mehr als 30 Jahren an der Spitze des Verwaltungsrates von Bain tritt mit Orit Gadiesh die Galionsfigur der Unternehmensberatung einen Schritt zurück. Die 74 Jahre alte Beraterin übergibt den Posten an Manny Maceda, wie das Unternehmen mitteilte. Gadiesh werde aber weiterhin Kunden beraten und zudem den neu geschaffenen Titel „Chair Emeritus“ tragen. Gadiesh war die erste Frau in der Beraterbranche, die es an die Spitze eines globalen Beratungsunternehmens schaffte. Sie wurde mehrfach vom Magazin „Forbes“ in die Liste der 100 mächtigsten Frauen weltweit aufgenommen.
Gadiesh wurde Anfang der Fünfzigerjahre in Israel geboren, ihr Vater stammt aus Deutschland, ihre Mutter aus der Ukraine. Nach ihrem Militärdienst in der israelischen Armee studierte sie Psychologie in Jerusalem, zog nach Amerika und sattelte einen MBA an der Harvard Business School obendrauf. 1977 startete sie ihre Karriere in dem erst wenige Jahre zuvor gegründeten Beratungsunternehmen Bain. Als das Beratungshaus Ende der Achtzigerjahre in Schieflage geriet und sich der Unternehmensgründer Bill Bain zurückzog, half Gadiesh dem Unternehmen, wieder in erfolgreiches Fahrwasser zurückzukehren. 1993 wurde sie zur „Chairwoman“ gewählt. Sie stand seitdem unangefochten an der Spitze des Unternehmens. Gadiesh sitzt zudem im Kuratorium des Weltwirtschaftsforums in Davos.
Ihr Nachfolger an der Spitze des Bain-Verwaltungsrats, Manny Maceda, ist US-Amerikaner mit philippinischen Wurzeln. Der heute 65 Jahre alte Berater hat Bain sechs Jahre lang als Vorstandsvorsitzender operativ geführt, gab den CEO-Posten im vergangenen Jahr aber an den Belgier Christophe De Vusser ab. Während seiner Amtszeit ist Bain stark gewachsen, das Unternehmen hat seine Größe verdoppelt. Maceda hat öffentlichkeitswirksam eine Kooperation mit Open AI eingefädelt, dem Unternehmen hinter ChatGPT.
Bain ist heute hinter den Rivalen McKinsey und der Boston Consulting Group die Nummer drei der führenden Strategieberater. Das Unternehmen mit seinem Hauptsitz in Boston beschäftigt mittlerweile rund 19.000 Mitarbeiter in 40 Ländern und erwirtschaftet einen Umsatz von mehr als sieben Milliarden Dollar im Jahr. In Deutschland öffnete Bain 1982 sein erstes Büro.