Watzke lässt durchblicken, welches beim BVB schiefläuft

Hans-Joachim Watzke spricht Klartext über die neue Führung bei Borussia Dortmund. Er sieht „Optimierungsbedarf“ in der Zusammenarbeit der Führungskräfte mit ihren „ausgeprägten Egos“. Besonders das Kompetenzgerangel bereite ihm Sorgen.

Aus dem operativen Geschäft möchte er sich heraushalten – doch in Bezug auf die Bewertung der Arbeit seiner Nachfolger hält sich Hans-Joachim Watzke nicht zurück. „Ich habe das Gefühl, dass sich die drei schon ganz schön viel trauen“, sagte der zum Jahresende scheidende Vorsitzende der Geschäftsführung von Borussia Dortmund auf der Sport-Business-Messe Spobis in Hamburg.

Damit meinte der 65-Jährige die neue Generation, die den BVB mittlerweile führt: Sport-Geschäftsführer Lars Ricken (48), Sportdirektor Sebastian Kehl (44) und Kaderplaner Sven Mislintat (52). Das Trio, das in dieser Besetzung seit Mai vergangenen Jahres zusammenarbeitet – und dabei nicht immer den Eindruck vermittelte, in die gleiche Richtung zu marschieren.

Das, so ließ es Watzke durchblicken, sehe er auch so: „Es geht einzig und allein darum, ob die drei miteinander harmonieren. Das ist noch optimierungsbedürftig, ganz klar. Aber die machen es erst auch ein halbes Jahr zusammen.“ Im Fußball „gibt es halt ausgeprägte Egos“, so Watzke. Möglicherweise versuche der eine oder auch, seine „Grenzen auszutesten.“ Damit spielte er auf das Kompetenzgerangel zwischen Kehl und Mislintat an. Zwischen den beiden knirscht es bereits seit Monaten.

Das jedoch habe er nicht mehr zu bewerten, betonte Watzke: „Das ist nicht mehr mein Thema.“ Er jedenfalls werde „keine Entscheidung mehr treffen“.

Formell hat Watzke damit recht. Zum Jahresende läuft sein Arbeitsvertrag aus, bereits Ende November will er auf eigenen Wunsch die Geschäftsführung verlassen. Allerdings war er es auch, der im Auftrag des Präsidialausschusses des BVB seine eigene Nachfolge geregelt hatte.

Lars Ricken weicht beim Thema Sven Mislintat aus

Er hatte vorgeschlagen, Ricken zum Geschäftsführer zu ernennen, er hatte Mislintat zurückgeholt. Und gleichzeitig die Empfehlung ausgesprochen, mit Kehl, den er 2022 zum Sportdirektor gemacht hatte, weiterzuarbeiten. Also ist sehr wohl davon auszugehen, dass sich der Präsidialausschuss auch bei der Bewertung der Arbeit des Trios zukünftig auf ihn verlassen wird.

Zuletzt hatte es Gerüchte gegeben, dass es zu personellen Veränderungen kommen soll. Mehrere Zeitungen berichteten darüber, dass Mislintat vor der Ablösung steht. Als Ricken am vergangenen Dienstag auf der Pressekonferenz anlässlich der Vorstellung des neuen Trainers Niko Kovac befragt wurde, wich er aus.

„Ich muss sagen, dass in den vergangenen Wochen Mitarbeiter von uns arg diskreditiert wurden, mit Sachen, die einfach nicht der Wahrheit entsprechen. Fakt ist: Wir haben gerade in den vergangenen Tagen eng zusammengearbeitet. Wenn wir etwas kritisch aufzuarbeiten haben, werden wir das intern tun“, sagte Ricken.

Davon geht auch Watzke aus. „Das ist eine Herausforderung für Lars. Er hat den Hut auf. Und er muss dafür sorgen, dass alle in die gleiche Richtung marschieren. Wenn man dann mittelfristig das Gefühl hat, dass das nicht so ist, muss man irgendetwas am Konzept ändern. Aber das ist nicht mehr mein Thema“, sagte er. Mit anderen Worten: Es sei an Ricken, dafür zu sorgen, dass beim BVB alle an einem Strang ziehen.

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Es selbst, so Watzke, sei bereits bei der Trennung von Nuri Sahin und der Verpflichtung von Kovac nicht mehr involviert gewesen. „Ich treffe keine Entscheidungen mehr. Deshalb war ich am Dienstag auch nicht auf der Bühne (aus Kovac präsentiert wurde/die Red.), weil die Entscheidung nicht von mir war“, sagte er. Er finde die Trainerwahl zwar gut, doch selbst wenn er sie „für den größten Schwachsinn gehalten hätte“, hätten seine Nachfolger sie so treffen können.

Samstag (15:30 Uhr, Sky) erlebt Kovac seine Premiere als BVB-Trainer: Die Dortmunder empfangen den VfB Stuttgart.

Oliver Müller berichtet für WELT als Fußball-Reporter seit Jahren über Borussia Dortmund und die weiteren Klubs aus dem Ruhrgebiet.

Source: welt.de

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