Warum Firmen zu ihren Wurzeln zurückkehren und Geschäfte abstoßen

Stand: 14.11.2025 10:54 Uhr

Immer mehr deutsche Konzerne fokussieren sich auf ihr Kerngeschäft und stoßen andere Geschäftsbereiche ab. Siemens, Continental und andere setzen auf Verschlankung. Ein Trend mit Chancen und Risiken.

In letzter Zeit setzen immer mehr große deutsche Unternehmen auf eine klare Neuausrichtung: Sie wollen sich wieder stärker auf das konzentrieren, was ursprünglich ihr Kerngeschäft war. Ein Beispiel dafür ist Siemens. Der Technologiekonzern hat angekündigt, sich von einem großen Teil seiner Medizintechnik-Sparte, Siemens Healthineers, zu trennen. Derzeit hält Siemens rund 67 Prozent an Healthineers, doch diese Beteiligung soll mittelfristig auf etwa 37 Prozent reduziert werden.

Laut Ralf P. Thomas, dem Finanzvorstand von Siemens, ist dies Teil eines umfassenderen Wandels im Unternehmen: „Es ist fair zu sagen, dass das Unternehmen seine Struktur bereits massiv verändert hat. Es geht nicht darum, mit dem Finger auf die Vergangenheit zu verweisen oder sich über verpasste Chancen zu beschweren.“

Reaktion auf gesunkene Margen

Andere Unternehmen verfolgen ähnliche Strategien. So hat Continental beschlossen, sich künftig stärker auf das traditionelle Reifengeschäft zu fokussieren, nachdem die Margen in Bereichen wie Fahrzeugtechnik gesunken sind. Deshalb wurde die Automotive-Sparte als eigenständiges Unternehmen unter dem Namen Aumovio an die Börse gebracht. Auch Unternehmen wie Thyssenkrupp oder der Pharmakonzern Bayer setzen auf Umstrukturierungen, um sich den neuen Marktgegebenheiten anzupassen.

Erst wachsen und weiten und dann wieder schrumpfen – für Klaus Nieding Vizepräsident der DSW Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz ein Kreislauf. „Man ist in seinem Kerngeschäftsbereich sehr erfolgreich und überlegt sich wie man jetzt noch Zusatzgeschäfte generieren kann, dann erweitert man seine Tätigkeit in benachbarte Geschäftsfelder oder in ganz andere“, sagt Nieding. „Ist das Unternehmen dann eine Weile so breit aufgestellt tätig, stellt es dann plötzlich fest – gegenfalls getrieben von inneren Faktoren oder auch von äußeren, beispielsweise rezessiven Tendenzen in der Wirtschaft -, dass es sich wieder verschlanken muss.“

Strategiewechsel kann scheitern

Eine Verengung des eigenen Bereichs birgt aber auch mögliche Risiken so Nieding. „Klar ist, wenn der Strategiewechsel fehl geht, dann hat man eine Menge Geld in den Sand gesetzt, im Zweifel kann das sogar zu ganz schlimmen Folgen wie der Insolvenz eines Unternehmens kommen. Nehmen sie das Beispiel der Autoindustrie – da hat man offensichtlich zu lange gewartet, was das Thema Elektromobilität angeht.“

Doch auch wenn der Fokus auf die eigenen Kernkompetenzen potenziell Wachstum und Effizienz verspricht, bleibt die Frage, ob diese Anpassungen langfristig den gewünschten Erfolg bringen werden.

Source: tagesschau.de