Wahlkampf in Großbritannien: Der Clown, welcher verschmelzen guten Wahlkampf macht

Für Humor hat im britischen Wahlkampf derzeit niemand Zeit – mit Ausnahme von Ed Davey, dem Vorsitzenden der Liberal Democrats. Er spielt den Clown. Das macht er gern, damit die kleine Partei – sie hat 15 Abgeordnete im Unterhaus – neben den beiden großen Parteien, den konservativen Torys und sozialdemokratischen Labours, überhaupt wahrgenommen wird.

Zu Beginn des Wahlkampfes versammelte der 58 Jahre alte Familienvater aus Nottinghamshire seine Fotografen an dem See Windermere im englischen Lake District. Zum Gelächter seiner am Ufer stehenden Mitstreiter versuchte er sich auf einem Paddleboard, nur um Sekunden später ins Wasser zu fallen. „Politiker nehmen sich im Wahlkampf zu ernst, die wichtigen Themen aber vernachlässigen sie“, ist sein Spruch nach solch einem Stunt. Mit diesem Auftritt wollte Davey auf Probleme mit dem Abwasser aufmerksam machen, das die britischen Wasserwerke in die Flüsse und das Meer einleiteten. Klatschnass erzählte der Politiker dann vor den Kameras, dass diesem Skandal ein Ende bereitet werden müsse. Die Liberal Democrats plädieren für eine „Kloakensteuer“ und härtere Strafen. Davey zieht gern solche Possen ab, lässt sich aus einem Kayak fallen oder rutscht jubelnd eine Kinderrutsche runter.

Den Auftritt mit dem Paddleboard organisierte Davey in Windermere, dem einzigen Wahlkreis, den die Liberalen im Norden Englands halten. Dort hat die Partei wenig Chancen, mehr Wahlkreise zu gewinnen. Wer im Norden Englands wütend ist über die Regierungszeit der Torys, wählt – wie es Tradition in den Arbeiterstädten ist  – Labour.

Aber im Westen und Süden des Landes ist dies anderes. Dort verläuft eigentlich die sogenannte blue wall. Der Begriff „Blaue Wand“ bezieht sich auf die traditionell konservativen Tory-Wahlbezirke, meist auf dem Land und in den Vorstädten. Aber auch dort ist die Öffentlichkeit verbittert über die letzten 14 Jahre Regierungszeit, über den katastrophalen Zustand des Gesundheitsdienstes, und sie ist sauer auf die ehemalige Premierministerin Liz Truss. Hauseigentümer bezahlen für ihre Steuerexperimente mit hohen Hypothekenzinsen. Diese Klientel will aber nicht die sozialdemokratische Labour-Partei wählen, sondern schwenkt von den Konservativen zu den Liberalen um.

Hauptsache gegen die Torys

Exemplarisch dafür steht etwa der Vorort Richmond von London in der Nähe des Richmond Park. Dorthin sind Familien gezogen, die sich London nicht mehr leisten können und in den Vororten die guten Schulen und ihren Garten genießen. Viele dieser Wähler und Wählerinnen rächten sich schon in der Wahl 2019 an Premierminister Boris Johnson und an seinem Brexit. Sie wählten den angestammten Tory-Abgeordneten Zac Goldsmith ab und die liberale Kandidatin Sarah Olney ins Amt. Johnson beförderte seinen Freund, den Milliardärssohn Goldsmith, prompt ins Oberhaus. Aber das verfestigte die Meinung des Vorortes nur noch mehr, die Konservativen nicht noch einmal zu wählen. Ähnlich im benachbarten Wahlbezirk von Kingston und Surbiton. Dort ist der Liberale Ed Davey Abgeordneter.

Und er hofft, derartigen Erfolg in anderen Wahlkreisen zu wiederholen. Die Chancen sind groß, denn die Briten und Britinnen wählen dieses Mal taktisch, um die Torys aus dem Amt zu jagen. Viele wollen für die zweitstärkste Partei in ihrem Wahlkreis stimmen, egal welche politische Einstellung sie eigentlich haben. Nach einer der jüngsten Wahlprognosen der Analysegesellschaft YouGov, bei der auch die künftige Sitzverteilung im Unterhaus hochgerechnet wurde, könnten die Liberal Democrats deshalb 15 Prozent der Stimmen erhalten und damit 48 Abgeordnete im Unterhaus stellen. Noch mehr aufgeholt hat laut der neuesten Hochrechnung
von YouGov von Donnerstagabend lediglich die Rechts-außen-Partei von Nigel Farage: Sie kommt mittlerweile auf 19 Prozent der Stimmen,
die Konservativen damit nur noch auf 18
Prozent der Stimmen. Damit ist die ehemalige Brexit-Partei zur zweitstärksten
Partei des Landes geworden, eine bedrohliche Entwicklung für Premierminister
Rishi Sunak und die Konservativen.

Für Humor hat im britischen Wahlkampf derzeit niemand Zeit – mit Ausnahme von Ed Davey, dem Vorsitzenden der Liberal Democrats. Er spielt den Clown. Das macht er gern, damit die kleine Partei – sie hat 15 Abgeordnete im Unterhaus – neben den beiden großen Parteien, den konservativen Torys und sozialdemokratischen Labours, überhaupt wahrgenommen wird.

Zu Beginn des Wahlkampfes versammelte der 58 Jahre alte Familienvater aus Nottinghamshire seine Fotografen an dem See Windermere im englischen Lake District. Zum Gelächter seiner am Ufer stehenden Mitstreiter versuchte er sich auf einem Paddleboard, nur um Sekunden später ins Wasser zu fallen. „Politiker nehmen sich im Wahlkampf zu ernst, die wichtigen Themen aber vernachlässigen sie“, ist sein Spruch nach solch einem Stunt. Mit diesem Auftritt wollte Davey auf Probleme mit dem Abwasser aufmerksam machen, das die britischen Wasserwerke in die Flüsse und das Meer einleiteten. Klatschnass erzählte der Politiker dann vor den Kameras, dass diesem Skandal ein Ende bereitet werden müsse. Die Liberal Democrats plädieren für eine „Kloakensteuer“ und härtere Strafen. Davey zieht gern solche Possen ab, lässt sich aus einem Kayak fallen oder rutscht jubelnd eine Kinderrutsche runter.

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